Wir verlassen die Tanke in La Serena und fahren in das Valle del Elqui, ein fruchtbares Tal in der Halbwüste mit Weinanbau, hauptsächlich für die Pisco Herstellung. Es gibt plötzlich Grün, wenn auch nicht so viel, es ist Winter hier.
Die Netze wurden nicht zur Beschattung aufgestellt, sie sind Nebelfallen die den täglichen Morgendunst auffangen und so die Felder bewässern helfen da es selten regnet.
Auf einem etwas heruntergekommenen aber schön gelegenen Camping haben wir einen Arbeitstag. Ich wasche, echte Handarbeit, und Lothar kontrolliert den Anlasser. MANni hat seit 3 Monaten die neue Allüre alle 4 Wochen 1x nicht anspringen zu wollen. Durch Rütteln und Rollen haben wir ihn aber immer wieder zum Arbeiten gebracht. Es ist kein offensichtlicher Grund zu finden, bleibt nur abwarten.
Abends wieder schöne Sonnenuntergänge, die Luft ist hier besonders klar weil eine Inversionsschicht über der Küste die Staubpartikel filtert.
In Vicuna gibt es nicht viel zu sehen, der „Torre Bauer“ wurde 1905 von dem damaligen deutschen Bürgermeister namens Bauer in Ulm in Auftrag gegeben und hier montiert. Ein etwas fehlgeschlagener Versuch die Heimat herzuholen.
Auf dem Rückweg halten wir kurz am Stausee, „Embalse Puclaro“
und fahren nach La Serena an die Küste zurück. An der 8km langen Strandpromenade fast in Coquimbo finden wir einen guten Übernachtungsplatz. Wir treffen Arvine mit seinem Hymer wieder. Die Tage vergehen schnell, Strandspaziergänge,
Sonnenuntergänge,
der Blick auf Coquimbo im Dunklen,
der tägliche Schwatz mit Arvine und besonders einkaufen im Supermarkt „Jumbo“. Es gibt Alles: Deutsches Brot, Bratheringe, Senf aus Düsseldorf, Rote Grütze, Rotkohl und Sauerkraut von Kühne, Dallmayer Cafe, Kölsch! und v.v.m.
Die beiden Städte La Serena und Coquimbo sind fast zusammen gewachsen, wobei La Serena die „Schicke“ und Coquimbo eher die Arbeiterstadt ist. Einen Tag holen wir die Fahrräder herunter und radeln zum Fischmarkt in Coquimbo. Uns ist nicht so ganz klar ob wir uns wohlfühlen oder eher grausen sollen. Die Pelikane sind zur Plage geworden und es riecht wenig ansprechend, wir sehen vom geplanten Fischkauf ab.
Ich möchte den Rest meines Vergnügens an Thunfisch behalten und sehe nicht länger zu als diese Riesen aus dem Schiffsbauch gezogen werden. Ein netter Herr möchte mich zum Verweilen auffordern, es kämen noch viel mehr, neee!
In der Markthalle ist es ganz anders, alles appetitlich zubereitet, nur fehlen uns die Kunden die diese Mengen essen sollen. Ob wirklich alles frisch ist? Wir verzichten lieber.
Es war eine schöne Zeit in La Serena und Coquimbo, allerdings möchten wir den Rummel im Sommer an der Strandpromenade nicht erleben.
Die Küstenstraße wird zur mautpflichtigen Autobahn und wir biegen ab in die Berge. Unser erstes Ziel ist der Stausee Recoleto. Wir übernachten mit Blick auf den See, der leider wie alle bisher gesehenen ziemlich leer ist.
Wir möchten zum Observatorium „Cruz del Sur„ bei Combarbala und fahren hoch auf den Berg um dort zu erfahren, dass die Eintrittskarten für die Führungen unten im Ort zu kaufen sind. Irgendwie schon typisch südamerikanisch, so rollen wir MANni wieder den Berg runter und bekommen Tickets für 22 Uhr. Wieder rauf, wir dürfen oben übernachten, das macht die Rauf-und Runter Fahrerei mehr als wett. Es gibt freies Wifi und schnell ist es 22 Uhr. Die Führung ist nur in spanisch aber wir sehen durch das 14 Zoll Teleskop das Kreuz des Südens, den Saturn, die Mondoberfläche und etliches mehr. Wir sind nur zu Viert, das macht es wirklich zum Erlebnis. Als zum Ende um 23:30 Uhr noch ein kleiner „Zorro Chilla“ (Graufuchs) über den Parkplatz läuft ist der Abend perfekt.
Die Sonne scheint und weiter geht es zur „Reserva National Las Chinchillas“, ein kleines Reservat zum Schutz der verbliebenen kleinen Nager. Etwa 8000 Tiere leben im Schutzgebiet. Wir dürfen campen und werden durch das Nocturama geführt. Der Ranger erklärt vieles über das Leben der Chinchillas und wir sehen die putzigen Gesellen in abgedunkelten Gehegen, sie sind nachtaktiv. Wir verstehen, weil wieder in spanisch, nicht alles aber das 200 dieser Niedlichkeiten für einen Mantel gebraucht wurden erschreckt uns. Am Nachmittag laufen wir einen kurzen Wanderweg und entdecken für morgen eine größere Runde. Dabei sehen wir die erste blühende Kaktee:
Die Stimmung im kleinen Reservat ist besonders, Chinchilla und Fuchs sagen sich gute Nacht. Tatsächlich sehen wir in der Dämmerung unsere ersten Andenfüchse, die deutlich größer sind als der kleine Graufuchs,
und dieses verschreckte Wesen.
Am nächsten Morgen gehen wir nach langer Zeit endlich mal wieder wandern. Es ist warm und nach über einer Stunde bergauf brauchen wir eine Rast mit schöner Aussicht.
Dann laufen wir weiter durch Kakteenfelder
und sind nach 3 Stunden zurück auf dem Camping unter Pfefferbäumen. Uns hat es hier sehr gut gefallen.
Zurück zur Küste, es gibt keine Verbindung nach Süden durch die Berge. In Pichidangui essen wir leckere Empanadas gefüllt mit Krabben und Käse
und besuchen in Los Molles den Parque Puquèn an der schönen Felsküste. Es gibt Seelöwen, die eigentliche Attraktion aber ist der „Brandungsgeysir“. Aus einer Felsspalte 60m über dem Meer schießt mit Getöse die Gischt. Heute ist es allerdings ziemlich mau.
Wir fahren weiter die Küste entlang und sind plötzlich umringt von Ferienanlagen.
Trotz langem Wochenende und für die Winterzeit viel Betrieb dürfen wir an der Promenade stehen und gehen wieder unserem Strandvergnügen nach:
Spaziergänge
und Sonnenuntergänge.
Der Ort Vina del Mar ist zum Glück um diese Jahreszeit fast ausgestorben, nicht auszudenken wenn alle Hochhauswohnungen gefüllt sind.
Wir übernachten bei einer großen Seelöwenkolonie an der Strandpromenade,
planen die weitere Route
und haben den Eindruck in der Nacht sind mindestens die Hälfte der Tiere von ihren eigenen Artgenossen umgebracht worden. Das Geschrei war gigantisch, tatsächlich ist der Fels am Morgen deutlich leerer geworden. Bei genauerer Betrachtung sehen wir sie jedoch fast alle in den Wellen toben und fischen.
Anschließend haben wir einen Glückstag und bekommen endlich die Jahrespässe für die Nationalparks. Ich war im Norden Chiles in jeder Stadt im Conaf Büro ( Forstbehörde) , „no hay“. So ähnlich war es mit den praktischen Straßenkarten der Tankstellengesellschaft „Copec“, „no hay“. In Vina del Mar gibt es Jahrespässe für die Parks und an der Tanke die Karten. Allerdings bekomme ich hier von einem jungen Mann den Tipp die Tankwarte zu fragen und tatsächlich haben sie die begehrten Teile an den Zapfsäulen und nicht im Shop, ach so. Egal wir sind glücklich.
Die Plexiglasscheibe in MANnis Fahrertür ist nichts auf Dauer und nun ist durch das Einschlagen der Scheibe auch der Hebemechanismus defekt. Wir fahren zu „Maco“, dort werden die VW Lastwagen und MAN’s in Chile vertrieben. Sie bestellen für uns die Scheibe plus Kurbelmechanik in Santiago und morgen sind beide Teile da. Prima, Santiago haben wir schon vor Jahren gesehen und sind dankbar die Großstadt auslassen zu können.
Am Mittag sind wir vor Ort, Plexi raus, das macht Lothar, Glas rein, wir sind in Südamerika, ohne Hilfe wird es auch hier schwierig. Drei Männer, 2 Stunden und die Mechanik und Scheibe sind drin. Insgesamt hat uns der Depp in Iquique nun 250 US $ gekostet.
Das Plexi behalten wir, man weiß ja nie! Wir bekommen den Tipp eine Folie auf die Fenster aufkleben zu lassen die weitere Einbrüche verhindern könnte. Schaden kann es nicht, also fahren wir am nächsten Morgen zum „Klebeladen“. Kein Problem, in 5 bis 10 Minuten kommt der Sohn, kostet 90€ für die Seitenscheiben, die Senora klingt überzeugend, wir stimmen zu. Aus den 10 Minuten wird eine südamerikanische Stunde aber dann wird die Folie in 1 1/2 Stunden super sorgfältig aufgeklebt, ob es aber hilft möchten wir eigentlich nie erfahren. Jedenfalls haben alle Spaß mit uns „Alemanes“
und wir bekommen zwei Aufkleber für MANni geschenkt.
Die Stadt Valparaiso möchten wir uns gerne ansehen, sie soll mit ihren bunten Häusern und „Ascensores“ (Standseilbahnen) einen gewissen Charme haben. Wir sind etwas enttäuscht und statt der beschriebenen Postkartenidylle finden wir sie bestenfalls pittoresk.
Wegen Geldmangel sind nur noch drei dieser „Ascensores“ in Betrieb, natürlich fahren wir für 20 Cent einmal mit.
In Limache, nicht weit von Valparaiso hat der deutsche Robert Tauss eine eigene Brauerei, er ist Braumeister mit Weihenstephan-Diplom. Leider ist Robert gerade in Deutschland aber sein Vertreter Michael empfängt uns herzlich. Wir dürfen natürlich über Nacht bleiben, sonst wird es ja nichts mit dem Bier. Im gemütlichen aber kalten Holzstübchen (Heizungen gibt es hier nirgendwo)
probieren wir das gute Gesöff, richtig gut. Ich nehme Weizen und Lothar, wenn schon denn schon, Doppelbock.
Gerade erzählt uns Michael über die Kunst des Bierbrauens und seinen beruflichen Werdegang als die Erde anfängt zu beben. Das ganze Holzhaus wackelt und als ein großes Glas auf der Theke umfällt, der Strom ausfällt und eine Scheibe herausfällt beschließen wir doch lieber ins Freie zu gehen, aber dort gießt es in Strömen. Da ist plötzlich Stille, alle atmen auf, der Strom ist wieder da, die Angestellten telefonieren nach Hause und schalten den Fernseher an. Bei MANni ist alles in Ordnung und eine halbe Stunde später erfahren wir dass das Beben 40 Sekunden gedauert hat, eine Stärke von 6,6 hatte und wir 30km vom Epizentrum entfernt waren, puuh. Das Bier beruhigt die Nerven und das Essen schmeckt anschließend trotzdem. Michael erzählt am nächsten Morgen er wäre noch zweimal wegen Nachbeben aufgestanden und hätte die Brauanlage kontrolliert, wir haben bierseelig geschlafen.
Am Montag fahren wir zurück nach Vina del Mar und gönnen uns neue Wohnraumbatterien, die Alten sind nach 3 Jahren hin. Wir bleiben noch eine Nacht am Seelöwenfelsen, dann waren wir lange genug hier.
In Isla de Maipo nimmt Lothar auf einem Camping unseren Generator aus einander, Motorschaden. Der Honda ist mittlerweile 13 Jahre alt, davon 8 in unserem Besitz.
So müssen wir zur Neubeschaffung am Montag doch Richtung Santiago, abends Abschiedslagerfeuer bei 8°C.
Fazit: Erdbeben? Braucht kein Mensch.
Reiseroute: