Wir bleiben in San Miguel de Allende zwei Tage länger als geplant, denn dienstags ist oberhalb der Stadt ein großer Markt, den wir nicht verpassen möchten. Vorher muß aber, zum Leidwesen von Christine und Hans und zum Spaß für alle anderen Männer, deren Kühlschrank ausgebaut und repariert werden. Wie immer, wenn für eine Aktion eine Stunde eingeplant ist, dauert es länger. In diesem Fall 2 Tage! Dafür ist die Freude um so größer, als er endlich wieder eingebaut ist und auch funktioniert.
Der Markt am Dienstag (wir fahren zu viert mit dem Taxi) ist allein von seiner Größe überwältigend. Es gibt einfach alles: Obst und Gemüse, alte Autoradios, (komisch, es gibt 10mal so viele Bedienteile wie komplette Radios J ), Klamotten und Schuhe neu und gebraucht, Werkzeug und rostige Schrauben, Kaninchen, lebende oder gegrillte Enten und Hühner, Imbissstände und viele Live-Musiker, meist extrem schräg, aber dafür sehr, sehr laut.
Wir decken uns mit Obst und Gemüse ein und laufen zurück hinunter in die Stadt. Vor der Campingplatzeinfahrt steht gerade dieser Neuankömmling. Der VW-Bus ist fast so alt wie ich und top in Schuß. Es sind Kanadier aus BC, die an einer Rally, genannt Maya Rally 2012 „The end of the world“ teilnehmen. Das Ziel dieser Sternfahrt ist bei den Maya-Ruinen in Yucatan am 21.12.2012, der Tag, an dem der Kalender der Mayas endet und, so meinen jedenfalls viele, die Welt untergehen wird. Das wissen wir als Rheinländer natürlich besser, haben wir doch schon vor 40 Jahren durch einen Karnevalsschlager gelernt: “ Am 13 Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht mehr lang…..“
Am Mittwoch morgen machen wir uns auf den ca. 70km langen Weg nach Queretaro. Wir haben einen Termin in der MAN Werkstatt und wollen MANni nach über 70.000km einmal von Profis durchsehen lassen. Der ganze Industriepark ist jedoch so neu, daß unser Navi die Adresse nicht kennt und zum ersten Mal in 30 Monaten Reisezeit benötigen wir ein Taxi das vorweg fährt und uns den Weg weist.
Leider erfährt mein Glaube an die Professionalität der Herren Mechaniker schnell einen großen Dämpfer. Das Ventilspiel soll kontrolliert werden. Oh Weh, da muß erst mal Verstärkung her…. am Ende sind es 5 Mann, die halb im Motorraum hängen bzw. darunter liegen und keiner weiß auch nur annähernd wie es geht. Für meine Nerven kommt erschwerend hinzu, daß keiner englisch spricht und mein spanisch….reicht für Brot und Bier, bei „Kipphebelwelle“ oder „Übertotpunktfeder“ sind meine Sprachkenntnisse jedoch weit überlastet.
Gott sei Dank erscheint nach wenigen Stunden der Meister, er spricht zwar auch kaum englisch, weiß aber wie es funktioniert. Trotzdem wird MANni heute nicht mehr fertig und wir übernachten auf dem bewachten Werkstattgelände. Schön, um einen Campingplatz zu suchen wäre es jetzt auch ein wenig spät.
Am Mittag des nächsten Tages wird MANni als geheilt entlassen und wir fahren ins Zentrum von Queretaro. Am Hotel Flamingo Inn gibt es einen Wohnmobilstellplatz und es sind nur 20 Minuten zu Fuß in die Altstadt.
Der alte Kern von Queretaro überrascht uns mit vielen schönen Plätzen und einer fast europäisch anmutenden Weihnachtsdekoration.
Es gibt viele Stände, die Kleinkunst und Handarbeit anbieten. Nur gut, daß in MANni kein Platz ist, eines dieser kleinen Püppchen wäre sonst bestimmt unser neuestes Crewmitglied geworden.
Außerdem fällt uns auf, daß der weibliche Teil der „Queretaroianer“ wohl ein besonders Faible für Ballkleider besitzt. Nach 10 Geschäften dieser Art habe ich zu zählen aufgehört, die Gesamtzahl lag aber sicher gleichauf mit der Menge der Handy-Shops.
Wir verlassen die Stadt und fahren ostwärts. 50km außerhalb bei dem kleinen Ort Bernal gibt es den drittgrößten Monolithen der Welt. Nur Ayers Rock in Australien und der Zuckerhut in Rio sollen größer sein. Tatsächlich dominiert der fast 300m hohe Felsen den gesamten Ort.
Vom Dorfzentrum kann man sich mit echten asiatischen TukTuks zum Fuß der Pina de Bernal fahren lassen,
wir aber quälen MANni die 2 km steile Strecke hinauf und finden auf einem privaten Parkplatz eine günstige Übernachtungsmöglichkeit.
Abends werden wir vor der Felskulisse von einem bunten Wasserspiel mit Musikuntermalung überrascht.
Am nächsten Morgen klettern wir soweit es möglich ist auf den Monolithen und genießen die weite Aussicht.
Es geht weiter nach Osten in die Serra de Gorda einem Naturschutzgebiet in der Sierra Madre Oriental. Wir halten aber noch kurz bei der auf dem Weg liegenden Sektkellerei Freixenet um „Kribbelwasser“ für Weihnachten und Silvester zu bunkern. Im Örtchen Pinal de Amoles übernachten wir, übrigens ein Tipp der Ortspolizei, an einem Kinderspielplatz mitten im Wald.
Der nächste Tag ist für MANni und mich etwas anstrengend. Es geht innerhalb von 44km von über 2300m hinunter auf 700m. Dabei durchfährt man über 800 Kurven (ich hab sie nicht gezählt, aber der Reiseführer).
Die Hauptattraktionen der Serra Gorda bleiben uns aber leider verborgen. Unser MANni ist einfach zu hoch und zu breit, um in diese kleinen Waldwege einbiegen zu können, die zu Wasserfällen und zu einsamen Camp-Möglichkeiten führen. So machen wir uns auf den Weg nach Norden, bei Rio Verde soll man schön und ruhig an einem See stehen können, aber auch hier haben wir etwas Pech, denn vom Wasser ist nichts zu sehen und wir dürfen lediglich auf dem Parkplatz stehen. So bleiben wir nur bis zum nächsten Morgen und entschließen uns noch einmal Guanajuato zu besuchen. Diese kleine Kolonialstadt hat uns vor ca. 3 Wochen sehr gefallen und wir haben das Mumienmuseum verpaßt.
Als wir auf dem kleinen Campingplatz oberhalb der Stadt ankommen sind wir erstaunt, daß viele Geländewagen dort stehen und auch der uns schon bekannte alte VW-Bus ist dabei.
Wie wir erfahren, waren es gestern sogar 17 Fahrzeuge, offizielle Eröffnungsparty der oben schon erwähnten Maya-Rally. Glück gehabt, MANni hätte wohl nicht mehr gepaßt.
Am nächsten Tag reisen die letzten „Weltuntergangs-orientierungsfahrer“ ab und wir haben den Platz für uns allein.
Wir bummeln noch einmal in Ruhe durch die Stadt und besuchen die Mumien. Diese sind nicht etwa extra präpariert worden um so die Zeit zu überdauern, sondern durch den besonders trockenen und „Ich weiß nicht was“ Boden verrotten die Leichname auf diesem speziellen Friedhof nicht und man hat die Mumien mehr zufällig bei der Neugestaltung eines Teils des Geländes entdeckt.
Es ist schon sehr skurril, sich die 150 Schaustücke anzusehen, und bei manchen bekommt man eine Gänsehaut. Gelohnt hat sich der Besuch aber ganz sicher, zumal diese Ausstellung wohl einmalig in der Welt ist.
Wir bummeln noch ein wenig durch die Gassen und über die schönen Plätze der Stadt und lassen uns vom Trubel treiben.
Abends genießen wir vor MANni sitzend die Dämmerung bei einem kühlen „Indio“.
Am 17. Dezember fahren wir zurück nach San Miguel de Allende, hier wollen wir auf dem Campingplatz zusammen mit vielen anderen Reisenden Weihnachten feiern.
Zuerst steht aber allgemeiner Waschtag an. Dieser läuft so ab, daß jeder seine Schmutzwäsche um 9:00Uhr morgens draußen auf einen Stuhl stellt. Das war`s! Sie wird abgeholt, gewaschen, gefaltet und gegen Abend wieder angeliefert. Dies ist der harte Alltag des Reisenden J .
Einen Tag später, es ist der gefürchtete 21.12, der „End of the world day“, schauen wir sofort nach dem Aufstehen ins Internet: Gott sei Dank! Australien gibt es noch … und die haben schon den 22.12. Juchu, der Weltuntergang fällt also aus und wir haben das Geld für unsere frische Wäsche nicht umsonst ausgegeben.
Am Abend, mittlerweile hat auch Europa diesen Tag überstanden, machen wir uns auf in die weihnachtlich herausgeputzte Stadt und werden überrascht durch die wirklich stimmungsvolle Beleuchtung.
Bei uns ist eine Premiere angesagt. Zum ersten Mal backen wir in MANni Weihnachtskekse. Es ist viel Arbeit, da der Backofen sehr klein ist, aber …. es hat funktioniert.
Nach eingehendem Test stelle ich fest: Die Gewürzplätzchen schmecken super.
Zu Heiligabend muß jeder etwas zum Buffet beisteuern. Ich überlege kurz welche Leckereien es auf deutschen Weihnachtsmärkten gibt und entscheide mich für Kartoffelpuffer oder besser „Riff Kooche“ wie es in Düsseldorf heißt.
Leider zeigt sich unser einflammiger Außengaskocher der Menge Teig in keinster Weise gewachsen und ich brutzle über 2 Stunden vor mich hin.
Gegen 15:30Uhr gibt Hans, einer der Besitzer des Platzes, den Startschuß und die Schlacht am Buffet beginnt.
Es gibt riesige Mengen leckerer Sachen, aber mich zieht es immer wieder hin zu Esthers Frikadellen (es sind die Besten die ich je hatte) und zu den von Peter aus Holland frisch zubereiteten „Frits Spezial“. Das sind Pommes Frites aus frischen Kartoffeln mit Mayonnaise, Curryketchup und fein gehackten Zwiebeln, und wer soll die schon besser zubereiten können als ein echter Niederländer J .
Mit Einbruch der Dunkelheit wird ein Lagerfeuer entfacht und Glühwein getrunken. Beides gemeinsam sorgt für eine Superstimmung, die bis weit nach 3:00Uhr morgens anhält.
An dieser Stelle möchten wir allen Mitwirkenden, den vielen Köchen, den „Glühweinkochern“, den Plätzchenbäckern, den Dekorateuren und nicht zuletzt den fleißigen „AmnächstenMorgenwiederAufräumern“ noch einmal Danke sagen. Es war ein superschöner Heiliger Abend mit Euch!
Nachdem wir uns von diesem „anstrengenden“ Fest erholt haben, verabschieden wir uns und starten am zweiten Feiertag in Richtung Morelia. Östlich dieser Stadt liegt die „Reserva de la Biosfera Mariposa Monarca“, ein Schutzgebiet für Millionen von Monarch-Schmetterlingen. Diese Falter sind sozusagen „Zugvögel“. Im Herbst kommen sie 4500km von den großen Seen in Nordamerika herunter geflattert (mit 12km/h Höchstgeschwindigkeit), um sich hier im März zu paaren. Die Männchen sterben direkt danach und die schwangeren Weibchen machen sich auf den Weg nach Norden. Im Südosten der USA legen sie dann ihre Eier ab und sterben ebenso. Ende Mai schlüpfen aus den verpuppten Larven die neuen Schmetterlinge, die sich umgehend wieder auf den Weg zu den großen Seen machen.
Wir wandern oder genauer schnaufen vom Besucherzentrum auf 3100m eine Stunde bergauf und erreichen auf 3300m das Santuario der Monarchen. Es ist noch kühl und so hängen die Schmetterlinge traubenweise an den Bäumen.
Wirklich jeder winzige orange Punkt ist ein Monarch-Falter!
Erst, als die Sonne kräftiger durch die Kiefern scheint, erwachen sie aus ihrer Kältestarre und wir sind von Tausenden bunter, flatternder Insekten umgeben.
Wir umrunden den Großraum von Mexico City und schauen uns die Ruinen von Teotihuacan an. Früh sind wir unterwegs, denn ab 11:00Uhr morgens fallen die Bustouristen aus Mexikostadt in Scharen ein und dann soll es voll werden.
Zuerst besteigen wir die Sonnenpyramide, mit über 70m die dritthöchste Pyramide der Welt.
Von hier oben hat man einen tollen Ausblick über die gesamte Anlage, besonders auf die etwas kleinere Mondpyramide.
Schon gegen 10Uhr wird es beim Aufstieg auf die Pirámide del Sol voller
und gegen 13Uhr wird sie wegen Überfüllung sogar zeitweise gesperrt.
Wir schlendern noch einmal durch den gesamten Ruinenkomplex
und sind am Nachmittag zurück bei MANni auf dem kleinen Campingplatz im Ort.
Silvester bummeln wir durch San Juan de Teotihuacan und beenden das ereignisreiche und spannende Jahr 2012 wie es sein muß (dank weiser Vorplanung) mit einem guten Schluck Sekt in unserem mit Luftschlangen geschmückten „Rolling Home“ und hoffen auf ein ebenso spannendes Jahr 2013!
Fazit:
Auch auf Reisen gibt es Tage, an denen wir es genießen, einmal nicht zu zweit allein zu sein.
Reiseroute: