Verschiffung von Panama nach Kolumbien
Es gibt zwischen Panama und Kolumbien keine Straßenverbindung. Daher ist es unumgänglich, das eigene Fahrzeug zu verschiffen. Hierzu kommen drei Möglichkeiten in Frage.
1) Fracht per Container
Ist nur für kleinere Fahrzeuge möglich (max. VW Bus ohne Hochdach, Landrover usw.). Dann allerdings preiswert, zumal man sich den Container mit anderen Reisenden teilen kann.
2) LoLo (Load on, Load off)
Möglich für Fahrzeuge jeder Größe. Das Mobil wird hierbei auf einem Flat-Rack verzurrt. Das ist eine Plattform ohne Seitenwände und Deckel. Das Ganze wird dann wie ein Container verladen. Da nichts mehr oben drauf gestapelt werden kann, stehen diese Flat-Racks auf den Containerschiffen immer ganz oben. Das heißt, die Fahrzeuge sind den Witterungsverhältnissen und dem Salzwasser ausgesetzt. Zudem kommt es häufiger bei großen Fahrzeugen zu leichten Beschädigungen durch die Seile bzw. Ketten, mit denen das Rack angehoben wird. Uns persönlich sind außerdem 2 Fälle bekannt, wo kleinere Fahrzeuge (Sprinter Allrad und Toyota Hilux mit Wohnaufbau) durch unsachgemäßes Herunterheben vom Rack mittels Gabelstapler schwer am Unterboden und an den Kardanwellen beschädigt wurden.
3) RoRo (Roll on, Roll off)
Möglich für Fahrzeuge jeder Größe. Das Mobil wird hierbei wie auf einer Fähre auf eigenen Rädern und mit eigenem Antrieb auf das Schiff gefahren und auf gleiche Weise wieder entladen. RoRo und LoLo haben beide den Nachteil, daß die Schlüssel für das Fahrerhaus beim Fahrzeug bleiben müssen. Liegt auf der Hand, da in beiden Fällen das Fahrzeug bewegt werden muß und man nicht selbst den Wagen auf das Rack bzw. ins Schiff fahren darf. RoRo ist ca. 10% teurer als LoLo.
Für unser Fahrzeug kamen nur die Möglichkeiten 2 und 3 in Frage. Wir haben uns trotz des höheren Preises für RoRo entschieden, weil wir im Fahren des Wagens weniger Gefahrenpotential gesehen haben als im an Bord hieven mit einem Kran.
Bei RoRo-Verschiffung wiederum kommen die Reedereien Seaboard oder Wallenius Wilhelmsen (2Wglobal) in Frage. Da wir von mehreren Reisenden gehört haben, daß ihre Fahrzeuge, obwohl bei Seabord RoRo gebucht und bezahlt wurde doch LoLo verschifft wurden, haben wir uns für 2Wglobal entschieden, die nur RoRo anbieten.
Seaboard bedient die Strecke Colòn – Cartagena wöchentlich, 2Wglobal leider nur unregelmäßig. Dazu ist 2W auch oft sehr unpünktlich. Unser Schiff (Galaxy Leader) sollte am 01.09 ablegen, fuhr aber erst am 11.09..
Der Preis setzt sich aus 45$ pro m³ plus 25% Bunkerzuschlag und diversen mehr oder weniger dubiosen Posten zusammen.
Bei unserem MAN waren die Kosten wie folgt:
Fracht: 2121,00$
Bunkerzuschlag: 530,33$
Terminal Handling Charge: 50,00$
B/L Fee Load: 50,00$
THC in Port of Load: 80,00$
Parkgebühr im Hafen von Colon: 58,50$
Hafengebühr in Cartagena: 205,00$
Emision de B/L in Cartagena: 40,00$
Documentation Fee in Cartagena: 50,00$
Gastos Administrativos in Cartagena: 10,00$
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Total: 3194,83$
Um uns die Behördengänge zu erleichtern haben wir in Panama Tea Kalmbach (teakalmbach@hotmail.com) als Agentin engagiert. Sie spricht deutsch und hat für uns bei Wallenius gebucht und die ganze schriftliche Abwicklung mit der Reederei erledigt. Jede E-Mail bekamen wir in CC (auch die Antworten von Wallenius), so daß wir immer auf dem Laufenden waren. Wir haben gezählt, es waren insgesamt ca. 80 E-Mails die wir von den Agenten und der Reederei erhalten haben -:).
Der erste Behördentermin ist in Panama Stadt bei der Polizei. Dort sind wir mit Amy, der Tochter von Tea, hingefahren, die nicht deutsch aber perfekt englisch spricht. Dort werden die Fahrgestellnummern der Fahrzeuge kontrolliert. Am Nachmittag müssen die fertigen Dokumente (sozusagen die Erlaubnis zum Fahrzeugexport) an selber Stelle abgeholt werden (Männer unbedingt in langen Hosen und geschlossenen Schuhen). Amy ist dieses Mal nicht dabei, aber es ist ganz einfach.
2 Tage vor dem Verschiffungstermin wird das Fahrzeug nach Colón in den Hafen gebracht. Auch hierfür haben wir Amy engagiert. Sie hat uns zum Hafen geleitet und ist mit uns zu den verschiedensten Stellen gelaufen. Wir brauchten nur Kopien abgeben und unterschreiben. Nach ca. 3 Stunden durften wir unser Fahrzeug in das abgesperrte Hafengelände fahren. Dort wurde das Auto noch einmal inspiziert (inkl. Drogenhund) und —der schwerste Teil — ich mußte den Schlüssel von MANni abgeben. Amy hat uns daraufhin mit ihrem Wagen zum Hotel zurück nach Panama Stadt gebracht.
Die Kosten für Tea/Amy belaufen sich auf 150$ für den Schriftverkehr mit der Reederei und Amys „Dienste“ in Panama Stadt und weitere 100$ für Amys „Dienste“ im Hafen von Colón und das Zurückfahren nach Panama Stadt. Weil wir uns den „Hafenteil“ mit einem zweiten Fahrzeug geteilt haben, hat uns Tea hierfür 50$ je Auto erlassen. Insgesamt haben wir also 200$ in Panama an den Agenten bezahlt. Dies erscheint uns dem Aufwand entsprechend sehr fair zu sein. Wir können das Team Tea/Amy nur empfehlen. Sie machen einen guten Job, antworten unglaublich schnell auf jede Mail und standen uns immer mit einem Rat zur Seite.
Die große Rechnung an Wallenius war erst in Cartagena zu bezahlen. Trotzdem haben wir uns die Summe schon in Panama besorgt. Dies war, auch wenn man die Dollar in Kolumbien wieder in Pesos umtauschen muß, eine gute Entscheidung, denn die Geldautomaten in Kolumbien erlauben meist nur ein Abheben von umgerechnet 150-200$. Es wäre somit sehr viel Arbeit, Zeitaufwand und Lauferei nötig gewesen, die erforderliche Geldmenge innerhalb von 2 Tagen zu beschaffen.
In Cartagena haben wir den Agenten Manfred Alwardt (manfred.al@gmx.net) engagiert. Ein deutscher Ingenieur, der dort lebt und sich in diesen Fragen auskennt.
Unser erstes Treffen hatten wir im Hotel, noch bevor das Schiff angelegt hatte. Wir haben ihm viele Kopien übergeben und er hat uns erklärt, was wir am nächsten Tag zu tun hätten. Der erste Weg führte uns (ohne Manfred) zu Naves, der Agentur von Wallenius, bei der wir immerhin die Nummer unserer „Bill of lading“ bekamen. Damit konnte Manfred am Nachmittag die Zollinspektion unseres Fahrzeuges beantragen.
Am Nachmittag mit Manfred zur Hafengesellschaft, um weitere Papiere klar zu machen. Dies gelang uns nicht, da die Fahrzeuge noch gar nicht abgeladen waren. Der Eintritt in den Hafen für den folgenden Tag, um bei der Zollinspektion dabei zu sein, wurde uns auch verwehrt, da wir keine Versicherung aufweisen konnten, die im Todesfall eine Deckungssumme von 50000€ aufweist! Im Endeffekt war das aber egal, da wir bei der Zollinspektion nicht zugegen sein mußten.
Am nächsten Morgen ohne Manfred zur Helm-Bank um die mittlerweile per E-mail angekommenen Rechnungen zu bezahlen. Danach erhielten wir bei Naves unsere „Original Bill of Lading“, d.h. die Original-Frachtpapiere.
Am Nachmittag mit Manfred zum Zoll, um die Papiere der Zollinspektion abzuholen. Diese bekamen wir allerdings erst um 18:30Uhr. Somit war es zu spät, unsere Rechnung für die Hafengesellschaft zu begleichen. Der Schalter schließt um 18:00Uhr.
Samstag morgen um 8:30 Uhr wieder mit Manfred im Hafenbüro. Wir zahlen unsere Rechnung und bekommen die letzten Papiere, die es uns erlauben, das Fahrzeug aus dem Hafen zu holen.
Manfreds Sohn David fährt uns zum richtigen Eingang (einige Kilometer außerhalb). Achtung: hier sind wieder lange Hosen und festes Schuhwerk gefordert. Wir bekommen Warnwesten und Schutzhelme, geben unsere Pässe ab und dürfen zu Fuß in das Hafengelände laufen. Ohne Versicherung, ohne Begleitung. Ivar, ein von Manfred engagierter Kolumbianer der im Hafen arbeitet, erwartet uns an einer blauen Baracke. Noch einmal werden in 4-facher Ausführung Papiere ausgefüllt und wir müssen diese Blätter mit Fingerabdrücken sozusagen unterschreiben. Dann holt jemand für uns das Auto und nach 30 minütiger Inspektion (gibt es Schäden?, fehlt etwas?) darf ich unser unbeschädigtes Auto aus dem Hafen fahren. Sogar die extra ins Handschuhfach gelegten Zigaretten sind noch da. Der Pförtner gibt mir meinen Paß zurück und das Abenteuer Verschiffung ist zu Ende.
Manfred verlangt für seine Hilfe 150$, was, wenn ich den Gesamtaufwand in Betracht ziehe, ein fairer Preis ist.
Wir haben unser Fahrzeug in weniger als 40 Stunden nach dem Entladen aus dem Hafen bekommen. Auch das scheint im Vergleich mit anderen Reisenden sehr schnell zu sein.
Trotzdem können wir Manfred nicht uneingeschränkt weiter empfehlen, da seine rüde Art mit Leuten umzugehen abschreckt. Auch war es oft schwierig, ihm die entsprechenden Informationen über das bevorstehende Procedere zu entlocken, was in einer solchen Situation nicht zur Beruhigung beiträgt.
Noch ein Hinweis:
Sehr wichtig ist, den Wohnraum des Fahrzeuges gut verschlossen zu haben. Bei dem mit uns verschiffenden Wohnmobil wurden trotz eingeschraubter Trennwand fast alle Wertsachen aus dem Wagen gestohlen. Sie alle auf den Flug mitzunehmen ist auch keine Lösung, da man mehrere Tage im Hotel verbringt und die Zimmersafes sehr klein sind.