Lothar hat ein wenig gemogelt, heute ist schon der 2. August. Wie so häufig hier im Norden war es gestern früh morgens (01.30Uhr) bis wir im Bett waren, wird eben nicht dunkel. Bei bestem Wetter stehen wir auf und befestigen zuerst den Schlauch an der geklebten Rißstelle des Kühlwasservorratbehälters, Kühlwasser einfüllen, erst mal dicht. Daraufhin fahren wir fix zum Reifenflicker, klar in 3 Stunden ist der Reifen fertig. Wir stellen den blog für Juli ein, schnell ist so die Zeit vorbei und wir holen den Reifen ab. Das gute Stück ist wohl ziemlich hinüber, aber als Ersatzreifen noch mal fertig für den Rückweg auf dem Dempster. Nun wollen wir endlich Downtown Inuvik sehen. Im Visitor Center holen wir uns den „Order of the Adventurers“ ab. Alle die, die auf dem Landwege hier egal womit ankommen (wir haben auch einige Fahrradfahrer auf dem Dempster gesehen) bekommen diese Urkunde. Witzige Idee.
Das war aber auch wirklich alles, das Örtchen ist ziemlich öde. Der Dempster Hwy selbst ist Kult und es sind lediglich ein paar Mietcamper und normale Wohnmobile angekommen, die meisten hatten Reifenpannen wie wir.
Einziges Foto-Objekt im Ort ist diese katholische Iglu Kirche.
Und schöne KFZ Kennzeichen haben sie hier.
Der Spruch „der Weg ist das Ziel“ ist mehr als richtig. Schnell sind wir fertig, tanken noch einmal teuren Diesel und fahren ca. 70km zurück in Richtung Dawson City, „it‘s a long long way to go“.
Bei bestem Wetter starten wir am nächsten Morgen und schaffen die schlimmste Etappe des Dempsters in den Northwest Territories diesmal ohne Reifenpanne.
Auf der Fahrt durch die Richardson Mountains entdecke ich weiter weg viele Caribous. Sie sind ein Teil der großen Porcupine Herde die hier entlang zieht. Wir können unser Glück gerade erst begreifen, da beginnen die Tiere zu rennen. Ein Grizzly taucht auf. Sie umkreisen den Bär und zeigen dann plötzlich wenig Respekt. Der Bär findet wohl kein krankes oder lahmes Tier und beachtet die Herde danach nicht weiter. Wir finden einen idealen Übernachtungsplatz direkt neben der großen Talsenke. Schade, keine Caribous mehr. Irgendwann sehe ich aus dem Fenster und da kommen sie alle ganz in unserer Nähe den Berg herunter, Große, Kleine, Alte, ganz Junge, und riesige Böcke. Ein sehr beeindruckendes Schauspiel diesen Tieren zuzusehen. Großes Glück gehabt, denn am nächsten Morgen sehen wir sie nur noch in der Ferne.
Wir genießen die Fahrt,
entdecken einen fetten Grizzly und zwei Schwarzbären. Zum Übernachten finden wir einen Platz an einem ausgetrockneten Flußbett. Abends sind Dallschafe am Berg .
Nun sind es nur noch ca. 80 km bis zu den Tombstone Mountains. Hier wandern wir zum Abschluß den Grizzly Lake Trail bis zum Viewpoint. 1 1/2 Stunden steil bergauf und wieder herunter, immer unter Absingen von Liedern verschiedener Qualität, der Grizzlies wegen!
Die restlichen Kilometer sind schnell gefahren, unsere 9 Tage Abenteuer „Dempster Highway“ bei bestem Wetter sind damit leider beendet. 735km bis Inuvik und 735km zurück, keine Notrufsäule, kein Telefon, kein Unfallwagen, keine Ranger, keine Imbissbude, kein ADAC, zwei Tankstellen und zwei Fähren. Für uns war diese Straße landschaftlich eine der Schönsten die wir bisher gefahren sind. MANni hat sich gut geschlagen, für den platten Reifen kann er nichts.
Dawson City ist angesagt, wobei City mal wieder mehr als übertrieben ist. Die erste Nacht verbringen wir hoch oben auf dem Midnight Dome, dem Hausberg von Dawson. Die Sicht ist leider schlecht und bessert sich auch nicht am Morgen. Also runter, die City besichtigen, 1 Stunde, dann haben wir alles gesehen. In Dawson City begann 1896 der Goldrausch als hier am Klondike River das erste Gold gefunden wurde. 1900 betrug die Ausbeute im Yukon immerhin 34.000kg Gold!
Die Shows in der „Diamond Tooth Gerties Gambling Hall“ beginnen erst um 20:30 Uhr. Zum Glück finden wir freies Internet und so vergeht die Zeit schnell. Um 20:00 Uhr gehen wir in den Spielsalon, der nach der Tänzerin Gertie Lovejoy benannt wurde. Sie hatte einen Diamanten zwischen den Schneidezähne und hat es in der frauenlosen Stadt zur Zeit des Goldrausches zum Wohlstand gebracht, aha J ! Wir zwei wollen nicht zocken, nein, Lothar möchte die Girls sehen. „Cancan“ sollen sie tanzen, 3x am Abend, na das wird in diesem Nest was werden, wahrscheinlich sind es nur „Hupfdohlen“. Um 21:00 Uhr bin auch ich restlos begeistert, soviel Professionalität hätte ich nicht erwartet und die Girls sehen aus, alle Achtung. Kein Wunder, Lothar möchte bis zur dritten Show bleiben und wir sind um ca. 01:00 Uhr wieder in MANni. Auf Nachfrage dürfen wir auf dem Parkplatz vor der Gambling Hall übernachten. Es war ein schöner Abend trotz des krassen Gegensatzes zu den 9 stillen Tagen auf dem Dempster Hwy.
Top of the World Highway bis Chicken (23 Einwohner) ist das nächste Tagesziel.
Mal wieder ist die Grenze zu den USA angesagt. Der junge Mann schaut mürrisch, hat aber nichts zu meckern, wir reisen wieder in Alaska ein. In Chicken probieren wir unsere neue Goldwaschpfanne aus. Vor Jahren haben wir in Alaska einmal geübt wie man das Gold vom Dreck trennt, wie war das noch? Nach über einer Stunde geben wir mit Rückenschmerzen und ohne Gold auf, an unserem Einsatz kann es ganz bestimmt nicht liegen, die Pfanne ist sicherlich nur noch zu neu und außerdem eingefettet J .
In Tok versorgen wir uns mit Diesel, Lebensmitteln und lesen im Internet das die Besatzung der Maggie auf gleichem Kurs ist. Alle möchten nach Kennicott, heute eine Ghost Town am Ende einer 90km langen Gravel-Sackgasse. Wir übernachten in Chitina, dort beginnt die, wie wir am nächsten Morgen feststellen, üble Piste. Sie führt über die ehemalige Bahntrasse und bietet von Wellblech über riesige Schlaglöcher eine mehr als rüttelige Fahrt. MANni kommt gut durchgeschüttelt aber ohne Reifenpanne am Ende an. Von hier geht es nur noch über eine Fußgängerbrücke und mit einem Shuttle Bus weiter. Die ehemalige Kupfermine im 8 km entfernten Kennicott war von 1911 bis 1938 eine der reichsten Kupferminen der USA. Wir nehmen den Bus und fahren rauf. Bei strahlend blauem Himmel bieten die alten Minengebäude vor den schneebedeckten Bergen ein gigantisches Panorama.
Zurück nehmen wir den Hikingtrail durch den Wald. Leider haben wir das Bärenspray vergessen und bemerken viele der typischen Bärenhinterlassenschaften mit einer Menge roter Beeren drin. Kurz drauf sieht Lothar einen fetten Schwarzbär auf dem Weg. Er bewaffnet sich mit einem Knüppel und wir üben lauthals Verben in spanisch zu konjugieren. Kein Bär mehr zu sehen und nach 1 ½ Stunden sind wir zurück auf dem Parkplatz. Die Pattis sind da, große Freude. Wir verbringen einen langen, langen Abend am Lagerfeuer.
Nach kurzer Nacht wieder bestes Wetter, wir nehmen die Fahrräder herunter. Ich drehe eine kurze Runde, geht. Der rechte Arm ist zwar noch nicht ganz o.k. aber stört weniger als befürchtet. Die Pattis sind bereits mit dem Shuttelbus voraus. Nach einer Stunde stramm bergauf und immer gegen die Bären ansingend sind auch wir oben in Kennicott. Heute ist der Root Glacier Trail angesagt. Er ist nicht anstrengend und nach 3 km sitzen wir vor dieser Aussicht:
Schweren Herzens reißen wir uns los und machen uns auf den Rückweg. Das gibt es doch nicht, Melanie und Werner aus der Schweiz kommen uns entgegen. Sie haben wir zuletzt in Florida getroffen und immer mal gemailt. Während noch erzählt wird kommen auch die Pattis hinzu. Travellertreffen auf dem Trail.
Irgendwann gehen wir weiter runter, die Pattis sind schon voraus und die Schweizer hoch zum Gletscher. Unten treffen wir auf den müden Paco samt Anhang.
Wir nehmen unsere Fahrräder und können uns gemächlich herunter rollen lassen aber immer schön lärmen sonst folgt der Bär. Die Pattis und wir beschließen uns ein schöneres Nachtlager zu suchen. Fündig werden wir am Lakina River. Die weitgereiste Flasche Maggi geht endlich in den Besitz der Maggie Besatzung über. Danach Lagerfeuer, grillen und erzählen bis in die Nacht.
Am nächsten Morgen treffen wir noch einmal Melanie und Werner in Chitina, aber dann trennen sich unsere Wege, wir vier möchten nach Valdez.
Dort fahren wir zuerst an die Stelle an der die Bären zu dieser Jahreszeit Lachse fischen sollen. Tatsächlich ein Schwarzbär hat viel Hunger.
Wir übernachten ein letztes mal mit den Pattis im Gebüsch bei Valdez. Morgens lange Verabschiedung mit ein paar Tränen, wir wissen nicht wann und ob wir die Drei wiedersehen werden. Selbst Paco gibt mir zum Abschied die Pfote.
Danach fahren Lothar und ich nach Valdez rein. Einkaufen und Internet checken. So lesen wir, daß Hiltrud und Helmut aus Köln hier in Valdez auf dem Bayside RV Park sind. Die Beiden haben wir zuletzt in Texas getroffen. Wir wollen nur noch schnell Geld holen, da klopft es und Helmut steht mit dem Fahrrad vor der Tür. Wir verabreden uns für Abends. Bei bestem Wetter sehen wir uns Valdez an und kaufen frischen Lachs in der Fischfabrik.
Es wird kalt und es ist ein gemütlicher Abend in Hiltrud und Helmut’s großem Bocklet Wohnmobil mit Margerita a la Hiltrud, unserem leckeren Lachs und der köstlichen über Stunden gekochten Fischsoße von Hiltrud. Um 2:30 Uhr sind wir bereits im Bett!
Am nächsten Morgen wollen wir weiter, aber vor mittag wird daraus nichts. So kommen wir nur bis zu unserem Lagerplatz mit den Pattis vor drei Tagen. Gerade überlegen wir was mit dem nachmittag anzufangen ist, da hupt es mehrfach. Die Maggie kommt! Dieses war nun aber wirklich unser letzter gemeinsamer Abend für lange lange Zeit, ohne Lagerfeuer aber dafür mit viel Regen.
Anchorage ist das nächste Ziel, alle Vorräte auffrischen, Tanken usw. Vorher biegen wir noch zur Rentier Farm ab. Hier waren wir vor 8 Jahren schon einmal und fanden die Viecher zu komisch. Wir bekommen Futter und los geht’s. Alle sind sie gierig und fressen aus der Hand, die Nase ist so schön weich! Die Rentiere gehen wenn man die Hände hoch hält und sie kein Futter mehr sehen. Ich hatte allerdings u. A. einen besonders ungeduldigen Kandidaten. Dessen Geruchsinn und die Gier haben das Futter in meiner Jackentasche bemerkt, Hände hoch hat bei diesem Schlaumeier nicht geholfen. Er war so verfressen und hat mich mit der Hufe angeschubst. Den dicken blauen Fleck am Bein hatte ich noch eine Woche später.
Wir bleiben zwei Tage in der Stadt Anchorage und sehen für uns zwei Badebekleidung im Alaska Style:
Für den eiskalten Alaska Winter sind diese Stiefel bestimmt. Es ist tatsächlich meine Schuhgröße 39!!!
Bei Sonnenschein fahren wir zum nahegelegenen Lake Hood, hier starten und landen im Sommer täglich bis zu 800 Wasserflugzeuge. Begeistert sehen wir weit über eine Stunde bei Start und Landung zu.
Es geht weiter Richtung Seward. In Girdwood biegen wir in die Crow Creek Road ein und versuchen noch einmal Gold am gleichnamigen Fluß zu waschen. Wieder vollkommen unerklärlicherweise ohne Erfolg!!!
Wir bleiben über Nacht auf dem Trailhead Parkplatz zum Crow Creek Pass. Das Wetter macht einen Strich durch unserer Pläne, keine Wanderung auf den Pass und auch kein weiteres Goldwaschen an der offiziellen Stelle. Vielleicht hätten wir dort mehr Glück gehabt? Auch in Seward ist uns der Wettergott noch nicht besser gesonnen. Schwere Wolken hängen vor den Bergen und verhindern den Blick auf die Gletscher. Zum Trost parken wir MANni auf dem städtischen Marathon Campground und haben eine schöne Sicht auf die Bucht. Wir gehen in die „City“ und besuchen jede Andenkenbude. Schließlich kommen drei Touristen mit ihrem Fischfang zurück. Die Fische werden fotogerecht aufgehangen.
Am nächsten Morgen Regen, langes Frühstück und wir verbummeln den Tag wieder in Seward. In der Marina
entdecken wir diese Außerirdischen.
Abends werden die Wolken etwas weniger und endlich haben wir Aussicht auf die Resurrection Bay mit ihren Bergen und Gletschern.
Zum Abschied von Seward am nächsten Tag noch dieser Ausblick.
Von hier zum Exit Gletscher ist es nicht weit. Wir können bis ganz nahe an das Eis heran wandern.
Einem schönen Tag folgt ein Regentag, am Portage Gletscher ist Wetter wie im tiefsten November an der deutschen Nordsee, wir steigen erst gar nicht aus. Über Anchorage fahren wir zum Hatcher Pass, heute wieder Sonne.
Kurz dahinter finden wir ein schönen Platz zum übernachten und bleiben den nächsten Tag bei Sonnenschein. Ich hole Kies aus dem Bach und versuche Gold zu waschen, nichts. Abends werfe ich unsere Goldpfanne ins Lagerfeuer, nicht aus Wut, den Tip hatte uns ein Einheimischer gegeben. So wird sie richtig entfettet, schwarz und aufgerauht. Am nächsten Morgen noch schnell den Rest des Kies gewaschen und es sind tatsächlich zwei Mini Goldflakes in der Pfanne. Gold, Gold, ob es an der schlechten Behandlung der Pfanne am Abend zuvor liegt? Wer weiß………
Wir verfallen nicht dem Goldrausch und fahren weiter zum Mount MC Kinley, Mist Wolken, einen Tag zu spät!
Vielleicht sehen wir ihn im September.
Fazit des Monats: Die Sache mit dem Gold ist wohl doch nicht so einfach.
Reiseroute: