Die Ausreise aus Peru am Grenzübergang hinter Tacna verläuft schnell und reibungslos. Die Einreise nach Chile ist etwas komplizierter.
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Immigration: Wir bekommen unsere Stempel in die Pässe.
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Lebensmittelkontrolle: 2 Beamte schauen sich fast jeden Schrank in MANni an. Sie suchen Fleisch/Wurstwaren, Obst und Gemüse. Wir übergeben 3 alte Limonen und 2 Kartoffeln. Ins Gefrierfach wollen sie nicht sehen und Gott sei Dank sind die Gewürze auch uninteressant. Da hatten wir anderes befürchtet.
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Zoll: Wir füllen ein Formular für MANni aus und auch er darf 3 Monate im Land bleiben :-).
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Drogenkontrolle: Eine junge Dame durchsucht sehr gewissenhaft unser Fahrerhaus und ein Drogenhund soll das Gleiche im Wohnraum tun. Der verweigert aber den Dienst, legt sich in unser Bett und rollt sich zusammen. Der zugehörige Beamte hat enorme Schwierigkeiten, seinen vierbeinigen Kollegen zur Weiterarbeit zu motivieren, was ihm sichtlich peinlich ist. Wir haben kein Problem damit, nur die Crew ist traumatisiert. EIN HUND!
Nach etwas über einer Stunde sind wir wieder „on the Road“
und erreichen nach wenigen Kilometern Arica, die nördlichste Hafenstadt in Chile.
Wir bleiben 2 Nächte am Strand nördlich der Stadt. Hier haben wir ein Restaurant ausfindig gemacht, wo man uns um 11Uhr morgens schon Fußball sehen lässt: Deutschland gegen Frankreich.
Es gewinnt die richtige Mannschaft und wir genießen leckeren Grillfisch und ein paar Bierchen.
Auf unserem Weg in Richtung Iquique erleben wir einmal mehr die Fähigkeit der Südamerikaner Verkehrsstaus auf sehr unkonventionelle Weise zu erzeugen. Die Fernstraße ist auf einer Länge von mehreren Kilometern nur einspurig befahrbar (Folgen des letzten Erdbebens) und der Verkehr wird von Bauarbeitern geregelt. Die ganz Schlauen fahren aber einfach an der Schlange vorbei und so stehen sie nun in 2er Reihen vor dem Baustellenanfang und sind total überrascht, dass ganz unerwartet der Gegenverkehr aus dem Engpass kommt. Jetzt muss die zweite Reihe inkl. Bussen und Sattelschleppern wieder rückwärts an der ganzen Schlange vorbei und sich hinten einreihen. Das dauert ca. 1 Stunde und schon kann der Gegenverkehr passieren.
Über das Procedere am anderen Ende der Baustelle behalte ich Stillschweigen :-(.
Trotzdem erreichen wir noch vor einbrechender Dunkelheit unseren geplanten Übernachtungsplatz an einer verlassenen Militäranlage direkt am Pazifik.
Wir bleiben den folgenden Tag und machen eine ausgedehnte Wanderung am einsamen Strand
und als wir in den Ruinen einen Stapel Holz finden ist auch der Abend gerettet.
Am nächsten Morgen ist MANni von Geiern regelrecht umzingelt und wir ziehen es vor zu verschwinden.
Die Strecke nach Iquique ist plötzlich viel länger als ich dachte (ca. 270km) und unser Tank fast leer. Nur unter Zuhilfenahme meines Reservekanisterinhaltes und mit reichlich Spott der Crew bedacht erreichen wir die rettende Tankstelle. Puh, das war knapp, ich sah mich schon kanisterbepackt auf dem Fahrrad strampeln.
In Iquique auf der Strandpromenade treffen wir wieder auf Arvine aus Bremen, der mit seinem Hymer hier übernachtet. Kennengelernt haben wir ihn schon in Ilo/Peru.
Wir beschließen ebenfalls zu bleiben und am nächsten Tag auf den Campingplatz südlich des Ortes umzuziehen. In der Hoffnung, einen Fernseher vorzufinden wollen wir uns dort das Halbfinalspiel gegen Brasilien anschauen.
Eines der Ferienhäuser, die ebenfalls zu dem Campingplatz gehören wird momentan von einigen Brasilianern bewohnt, die mit ihren Landrovern auf Tour sind. Spontan werden wir zum Fußballschauen mit anschließendem Grillen eingeladen. Heinz, ein Schweizer, der mit seinem kleinen Wohnmobil gerade auch hier weilt, schließt sich uns an.
Jeder der will, setzt 5 Dollar ein und gibt seinen Tipp ab. Ich bin der Einzige, der sich traut, auf Deutschland zu setzen.
Die zweite Halbzeit schauen wir 4 dann alleine an :-), beim 5:0 Spielstand hat auch der letzte Brasilianer den Glauben an seine Mannschaft verloren.
Sie erweisen sich aber als sehr gute Verlierer
und die Grilleinladung bleibt bestehen. Auch der Appetit der Jungs hat nicht gelitten und so endet der Abend rundum gelungen (für uns :-)).
Nach diesem Erfolg beschließen wir alle bis zum Endspiel am Sonntag zu bleiben. Die Stadt hat noch viel zu bieten und so fahren wir am nächsten Tag zum Fischereihafen mit kleinem Fischmarkt.
Fasziniert sind wir aber weniger vom Frischfischangebot (es gibt fast nur Thunfisch) sondern vielmehr von den vielen hungrigen Gesellen, die sich alle einen Teil von den reichhaltigen Abfällen erhoffen.
Manch einer ist so gierig, dass er auch vor einer Landung mitten in der frischen Spachtelmasse des Fischers nicht zurückschreckt.
Die als sehenswert im Reiseführer angepriesene Altstadt von Iquique ist in 10 Minuten gesehen.
Die Neustadt dagegen erstreckt sich über ein Riesenareal.
Wir besuchen die ZOFRI, Zona Franca oder Freihandelszone. Hier bekommt man fast alles. Elektronik jeder Art, Autoteile, Haushaltsgeräte, Schuhe und auch die bekannten Edelmarken wie Lacoste, Ralf Laureen usw. fehlen nicht. Die Preise sind zwar günstiger als sonst in Chile, bleiben aber meist über deutschem Niveau. Wir finden allerdings ein neues Drucklufthorn für nur 36 US$ und kaufen 20l Motoröl, ein Wechsel ist angesagt. Zurück bei MANni ist unsere gute Laune aber erst einmal dahin. Auf den Parkplatz der Mall hatte man uns nicht gelassen (Auto zu groß) und auf der Straße direkt an der Einfahrt vor den Augen des Wachpersonals hat ein Depp uns die Seitenscheibe eingeschlagen und ist wie auch immer ins Fahrerhaus geklettert.
Mitgenommen hat er nichts, wir lassen ja auch nichts Wertvolles herumliegen, und die Tür nach hinten war wie immer abgeschossen. Also kein großer Schaden, aber wir haben den Ärger. Zurück auf dem Campingplatz hat jedoch einer der Angestellten einen guten Tipp für uns und so sind wir am Samstag morgen schon vor 10:00Uhr an der Werkstatt einer Autoglaserei.
3 Stunden später wird uns auch tatsächlich geholfen und eine neue Scheibe aus Plexiglas, die erst besorgt werden musste, wird eingebaut.
Mit uns warten mehr als 10 Autobesitzer auf neue Scheiben und auf meine Frage hin beteuert der Mechaniker dass dies ein normaler Wert für einen Vormittag sei!
Zu unserer großen Freude werden wir von den Brasilianern auch zum Endspiel eingeladen. Jetzt halten wir alle zusammen, denn die Argentinier mag hier keiner. Leider steht es nach regulärer Spielzeit noch 0:0 und wir sind gerade draußen, um frische Luft zu schnappen als ein einziger aber gewaltiger Erdstoß uns fast von den Beinen holt. Viel schlimmer als der Schreck über das Erdbeben ist in diesem Moment jedoch die Tatsache, dass der Strom ausgefallen ist! Verlängerung und wir sehen nix.
20 Minuten später gelingt es jedoch, den platzeigenen Generator anzuwerfen und gerade rechtzeitig zum Siegestor sind wir wieder live dabei!
„Geoglifos“, das sind riesige Zeichnungen im Sand ähnlich denen von Nasca in Peru, sind unser nächstes Ziel. Dazu verlassen wir die Küste und fahren nach Osten in die Atacamawüste.
Wir sehen als erstes den „Gigante de Atacama“, eine Menschenfigur mit mehr als 80m Länge.
Was dieser Riese wirklich darstellt, weiß keiner, Erich von Däniken einmal ausgenommen. Im Nationalpark „Pampa de Tamarugal“ übernachten wir traumhaft einsam auf einem Campingplatz
und schauen uns am nächsten Morgen weitere Zeichnungen an. Über 400 gibt es hier an den Hängen von 3-4 Hügeln. Wir sehen Lamas, Fische, Menschen, geometrische Figuren und in unserer Phantasie erfinden wir tausend Geschichten, warum und von wem diese ganzen Kunstwerke wohl erschaffen wurden.
Auf unserem Rückweg zur Küste befinden wir uns plötzlich mitten in der Wüste auf einer schneebedeckten Straße,
was sich jedoch spätestens nach dem dritten Lastwagen, der uns übervoll mit Salpeter beladen überholt, als Trugschluss herausstellt. Durch den starken Wind, der vom Meer bläst, verlieren die LKW ständig etwas ihrer Ladung und pudern so Straße und Wüste immer aufs Neue.
In Tocopilla frischen wir unsere Vorräte auf und bleiben noch einen Tag am Meer. Stellplätze für die Nacht gibt es viele und einer ist so einsam und schön wie der Nächste. So haben wir lediglich eine kleine Seevogelkolonie in unserer Nähe.
Die hier an der Küste lebenden Fischer können schon länger nicht mehr vom Fischfang leben. Ihren eigenen Aussagen nach machen ihnen spanische Trawler die Preise kaputt. So verlegen sie sich mehr und mehr auf die Verarbeitung von Algen, vor allem für die Sushi und Kosmetikindustrie.
Unser Zickzack-Kurs durch Chile geht weiter und führt wieder hoch in die Wüste. San Pedro de Atacama ist unser Ziel. Auf halber Strecke legen wir mitten im Nirgendwo eine Übernachtungspause ein, einerseits ist der Weg für einen Fahrtag zu lang und andererseits wollen wir den Höhenunterschied von fast 2400m nicht an einem Tag überwinden.
Der Sonnenuntergang mitten in der Atacama überrascht uns mit unglaublichen Farben.
Spät am nächsten Tag erreichen wir das „Valle de la Luna“ bei San Pedro. Die Sonne steht bereits extrem tief, so dass MANnis Schatten auf der Straße eher dem der Fleher Rheinbrücke bei Düsseldorf gleicht.
Auf einem Aussichtspunkt im Mondtal bleiben wir über Nacht und erleben einen frostigen Sonnenaufgang.
Wir durchqueren das Tal
und erreichen kurz hinter dem Örtchen San Pedro den Salar de Atacama, eine riesige Salzwüste mit einigen sehr schönen Lagunen.
Geplant hatten wir eigentlich mehrere Tage hier in diesem Salar zu verbringen, aber leider macht uns Martinas Blutdruck einmal mehr Probleme in der Höhe. Damit ist nicht zu spaßen und erholsam wäre der Aufenthalt unter diesen Umständen auch nicht, also entschließen wir uns kurz nach Mittag den sofortigen Rückweg anzutreten. In etwas mehr als 200km sollten wir wieder eine Höhe von unter 2000m erreicht haben.
Auf der Fahrt sehen wir sogar die ersten Guanacos, eine wildlebende Lama-Art
und stoppen für die Nacht bei einer riesigen Tankstelle auf ca. 1400m Höhe. Der Blutdruck ist wieder gesunken und dafür unsere Laune gestiegen. Jetzt freuen wir uns auf die Nationalparks an der Küste und auf das langersehnte erste Grün.
Tatsächlich überqueren wir am folgenden Morgen den südlichen Wendekreis, „Tropic of Capricorn“ und verlassen somit die Tropen.
Klimatisch ändert sich aber zunächst einmal wenig. Antofagasta ist zwar schön bunt, aber südlich der Stadt bewegen wir uns weiterhin durch Staub und Sand.
Der Nationalpark „Pan de Azucar“ läutet dann immerhin einen kleinen Wechsel ein. Es ist nicht direkt grün, aber plötzlich sehen wir viele Kakteen und auch ab und zu einen Strauch.
Auf einem einfachen Campingplatz direkt am Strand bleiben wir für drei Tage und ich hab „autofahrfrei“. Wir sind faul, gehen lange spazieren und suchen vergeblich nach den vielen Füchsen, die hier leben sollen.
Wir bleiben der Küste treu. Jeden Tag finden wir einen schönen einsamen Platz am Meer, das Wetter ist toll, obwohl die Temperaturen nachts unter 7°C sinken, die Fahrstrecken bieten eine grandiose Aussicht auf den Pazifik und die Sonnenuntergänge …. :-)!
Hier, auf einer der einsamsten Erdstraßen, kommt uns plötzlich ein Fahrradfahrer entgegen. Stefan aus Deutschland
der schon ca. 2 Jahre durch Südamerika strampelt. Respekt, dieses Durchhaltevermögen hätte ich nicht, erst recht nicht allein! Wir tauschen ein paar Infos aus, dann geht es weiter: Für uns nach Süden, Stefan möchte nach Norden, sein Fernziel lautet Bolivien!
Am letzten Julitag stoppen wir kurz vor Serena, einem bekannten chilenischen Badeort, an einer großen Tankstelle. Hier bleiben wir diese Nacht, denn es gibt Internet und so kann ich pünktlich den Juliblog einstellen.
Fazit: Argentinien ist Papst, aber wir sind Weltmeister! 🙂
Reiseroute: