Der 1. August, auch hier ein Sommertag. Wir finden auf der kleinen Insel Pilley’s Island einen tollen Platz mit Fernsicht. Ein Wal kommt vorbei, zum Glück sonst niemand an diesem Tag. Lothar beschließt mutig zu sein und das „Moose Meat“ zu probieren. Viele haben Elchfleisch gelobt, frei von Antibiotika etc. weil eben wild. Zur Vorsicht bereitet er selber lieber noch Tomaten Soße mit Thunfisch vor. Ich probiere mutig die Elch Soße, o.k. aber beim Fleisch beginnt es, ein Stück, in zwei Teile geschnitten und „seziert“. Hier ein bißchen Fett, da ein wenig Sehne weggeschnitten, nein für mich doch lieber die Tomatensoße. Lothar freut sich, er mag das „Moose Meat“, ich die Tomatensauce sowieso, wir haben für zwei Tage gekocht. Unser Crew Mitglied Moosie findet die ganze Sache sehr befremdlich, wir sagen ihm, Lothar hätte eine alte Kuh aus dem Glas gegessen!
Wir beschließen diesen Traumplatz zu verlassen, einen kurzen „Hike“ auf den Hazelnut Hill (304 Meter) in Robert’s Arm einzulegen und dann Richtung Avalon Halbinsel zu fahren. Dort soll am 14.8.2010 in dem kleinen Dorf „Norman’s Cove“ eine Band spielen, deren Fans wir seid dem 1. NL Besuch vor 9 Jahren sind. Damals haben wir eine CD der Band in St. John’s gekauft, ständig gehört und ein paar arme Freunde mit der Musik genervt. Wen es interessiert, es sind die Irish Descendants. Wir übernachten in Clarenville an der wohl lautesten Kreuzung von ganz NL, sogar verampelt, aber wir haben Internet und können den Blog für Juli fertig bestücken. Die Bilder einzufügen dauert immer sehr lange und wir müssen online sein. Unsere schöne Antenne, die auf dem Dach die Signale verstärkte, haben wir in Corner Brook gehimmelt. Bei Regen auf dem Dach vergessen! Zu blöd, denn eine ähnliche haben wir hier noch nicht gefunden. Wir kaufen wieder mal ein, leeren bzw. füllen alle Tanks und fahren nach Norman’s Cove. Nach einiger Fragerei wissen wir: Das Festival findet wirklich statt, wir wissen wo und kaufen schon zwei Tickets. Sogar MANni weiß schon wo er stehen wird.
Wir wollen weiter zum Cape St Mary’s auf der südlichen Avalon Peninsula. Am Cap St Mary’s gibt es die größte Seevögel Kolonie ganz Nordamerikas. Insgesamt sollen es 70000 Seevögel sein die man z.T. vom Land aus beobachten kann. Darunter sind über 11000 Paare sogenannter Northern Gannets, Baßtölpel, große Vögel mit bis zu 1,80m Spannweite.
Noch scheint die Sonne und es ist bestes Wetter bis wir auf die Stichstraße nach Süden abbiegen. Leider stimmt die allseitig bekanntgegebene Prognose: Nebel. Je weiter wir nach Süden fahren um so nebliger wird es.
Wir fahren an der Zufahrt zum Cape vorbei und direkt rechts in die Wildnis. Vor 9 Jahren stand auf dem Parkplatz vor der Visitor Information zum Cape St Mary’s ein Schild „No overnight parking“, nicht über Nacht parken. Wir sind ja manchmal doch lernfähig und sparen uns die 13 km bis zur Visitor Info. Morgen ist der Nebel sicher weg, dann fahren wir hin.
Es kam wie es kommen mußte, der Nebel wurde noch schlimmer, wir beschließen einen Hausarbeitstag usw. einzulegen. Die Hausarbeit hält sich aber bei 8 m² in Grenzen und so haben wir ab nachmittags frei. Rausgehen macht keinen Sinn, 3 m und die Sicht ist weg. Wir spielen Malefiz, dauert ewig und nach 4 Stunden (Lothar hat mich vernichtend geschlagen) ist es Zeit Abend zu essen. Wir hoffen auf den nächsten Morgen. In MANni wird mittlerweile alles feucht, Fenster auf nutzt nichts, es kommt immer mehr Feuchte von draußen rein.
Voller Erwartung öffnen wir am Morgen die Verdunklungsrollos, Nebel, mindestens wie gestern. Aus Trotz beschließen wir doch zum Cape zu fahren. Wir erwarten, daß wir nicht viel sehen, vor 9 Jahren hat es gestürmt und geregnet. Der Ort mag uns wohl nicht. Regenjacke an und los geht es auf die 1,5 km bis zum Vogelfelsen. Unterwegs treffen wir durchnässte Menschen, sie sagen man kann die Vögel trotzdem sehen. Wir versuchen uns zu erinnern, war der Felsen mit den Baßtölpeln wirklich so nah? Wir hören die Vögel und können sie auch schon riechen.
Dann sehen wir sie: es sind hunderte, tausende Baßtölpel die gerade Junge haben. Sie leben auf Felsen die nur durch einen kleinen Spalt vom Festland getrennt sind. Gerade breit genug so daß keine Feinde wie z.B. Füchse herüber können. Diese Felsen sind also ideal für die Aufzucht. Fasziniert schauen wir dem Gedränge zu. Wie finden sie nur „ihr“ Junges wieder? Nach 1 ½ Stunden und trotz Regenjacke innen und außen feucht gehen wir zurück. Es hat sich trotz Nebel gelohnt. Zurück in der Visitor Information spricht uns der Warden an, ob uns der merkwürdige Truck gehören würde? Jaja, sagt er daraufhin augenzwickernd, er hat MANni im Nebel kommen hören und befürchtete es kommt, obwohl nicht angekündigt, ein Bus mit bis zu 80 Senioren. Sie kennen das, dann hätten sie mit Arbeit rechnen müssen, weil viele mit gebrochenen oder verstauchten Knöcheln auf dem Weg geborgen werden müssen. Er schmunzelt zwar, sagt aber viele laufen trotz der Warnungen mit falschem Schuhwerk los! Die Warden‘s erzählen im Juni sind es 25 Tage Nebel, im Juli 29 und im August nur noch 15, danach beginnt wieder der Winter. Bestimmt nicht ganz die Wahrheit, aber nahe daran. Noch ein kurzer Schwatz und wir fahren weg von diesem Nebel. Ein Schild „No overnight parking“ haben wir übrigens nicht mehr finden können. Egal, in der Wildnis wurden wir mal nicht wie sonst satellitenartig umkreist. Wir haben es vorher einmal erlebt, daß ein Fahrer dreimal kam, immer mit einem anderen Beifahrer im PKW!
Der Nebel verläßt uns wirklich erst als auch wir die südliche Peninsula hinter uns lassen. An der Küste finden wir einen Übernachtungsplatz direkt am Meer und wir haben wieder Weitblick. Am nächsten Morgen scheint die Sonne, raus, draußen gefrühstückt. Natürlich kommen wieder diverse Neugierige vorbei, wir erfahren so, daß gestern hier tagsüber auch Nebel war. Haben wir der Südseite unrecht getan. Die Fahrt dauert nicht lange, ein nächster schöner Platz, Sonnenschein, Schluß für heute. Es kommen recht wenige Autos vorbei, aber zwei Motorradfahrer, die uns schon in Labrador gesehen haben und ein PKW dessen Fahrer sicher ist, uns im TV bei der Rallye Paris/Dakar gesehen zu haben. Mein kurzer Eindruck, daß wir nicht mehr in der Haupttourismusgegend von NL sind und somit ruhigere Tage und Abende haben werden, stimmt nur teilweise.
Wir möchten bis zur Spitze der Halbinsel auf dem Baccalieu Trail fahren. Dort gibt es laut Karte für MANni ein Stück gravelroad zu bewältigen! Das erste Stück ist prima und dann sieht es doch eher nach Kraterlandschaft aus. Wollen wir wirklich da durch? Wir müssen nicht, 15 km zurück und auf der neuen Straße gelangt man zum gleichen Ziel. Die Landschaft sieht aber so toll aus und MANni ist doch nun schließlich ein Allrad „Truck“ und schon bei der Paris Dakar Rallye gesichtet worden. Trotzdem, unser zu Hause, hin her, wir gehen ein Stück zu Fuß, denn der Weg ist zu schmal zum Wenden. Wir laufen gute 10 Minuten bergan, dann sehen wir dort einen Jeep stehen. Ein sympathisches Pärchen, jünger als wir, sitzt auf der Ladefläche und trinkt ein Bier. Wie in NL üblich, wer kommt woher, wieso sind wir zu Fuß usw. usw.. Wir kommen vom einem Thema zum anderen, wir sollen ein Bier mittrinken um 14:30 Uhr, nein danke. Nach einer Stunde hat sich Lothar durchgerungen, wir fahren mit MANni hier entlang. Derrick und Diana sind von der anderen Seite gekommen und sagten es sei kein Problem. Dort gibt es nur noch ein paar große Pfützen, das war‘s. Wir holen MANni, der lacht sich tot und fährt wie auf Schienen den Berg hoch. Wir haben Derrick und Diana gesagt sie möchten warten bis wir vorbei sind, zwei Autos passen nicht aneinander vorbei. Als wir ankommen ist Derrick von MANni hin und her gerissen. Zwischenzeitlich wurde die Heimat-Adresse in der Nähe von Halifax aufgeschrieben und Lothar auf eine Fishing Tour eingeladen, wenn wir auf dem Rückweg in Nova Scotia vorbei kommen. Noch ein kurzer Schwatz, dann trennen sich unsere Wege kaum 1 1/2 Stunden später.
Der Rest des Weges ist spannend, aber für MANni wirklich kein Problem. Wir fahren direkt auf ein Dorf zu und lesen ein großes Schild: free RV Parking. Toll gelegen und soll kostenlos sein? Ich steige aus und will im angrenzenden Restaurant fragen, aber drinnen hängt ein Schild „geschlossen“. Ich gehe also weiter, vielleicht entdecke ich etwas. Als ich mich umdrehe sehe ich Lothar lachen und einen Mann mit den Armen wild in der Luft rudern. Wait, wait ruft er, verschwindet im Restaurant und kommt wie ein Verrückter wieder heraus. Es beginnt die übliche Szene um MANni, nur noch ausgeflippter. Wir beide sehen uns an, aber der Platz ist toll, die Sonne scheint. Wir sollen parken und dann auf einen Tasse Tee wieder rauf kommen. Höflich wie immer gehen wir rauf und erzählen wieder woher, wieso, warum. Der „verrückte“ Lorne wird immer symphatischer und erzählt er käme aus Ontario, hätte hier das kleine Restaurant als Hobby. Seine Frau Susan muß morgen nach Ontario zurück, wir sind herzlich zur Abschiedsparty eingeladen. NL eben! Wir genießen noch ein zwei Stunden die Sonne, dann wird schon gewunken die ersten Gäste sind da, wir sollen kommen. Karl, wie sich später herausstellt der einzige Gebürtige aus dem Dorf spricht ein paar Brocken deutsch, er war in Lahr bei der kanadischen Armee. Irgendwie kommt die Sprache auf Moose Meat und dann haben wir es wieder. Lothar muß mit zu Karl nach Hause, nur um die Ecke. Es gibt ein Glas Moose Meat geschenkt, einen riesigen Sack Kingcrabs und Cod Fisch. Für mich also die Kingcrabs und Lothar hat mal wieder Moose Meat!!!
Wir erfahren, daß die meisten Gäste nicht hier wohnen, sie besitzen hier nur Sommerhäuser. Weiter oben ist ein Haus zu verkaufen, 60000$ mit Land und kompletter Einrichtung sowie Meerblick, nein nicht für uns!
Wir probieren typischen Newfie Eintopf: Fisch, altes Brot, Speck und Kartoffeln. Die Fischer essen es draußen auf den Booten. Ich möchte den Fischern doch lieber nichts wegessen und hole mir einen „Burger“ mit frischem Salat und Tomaten. Später am Abend gibt es Live Musik vom Chef, er singt wie Elton John, herrlich. Dazwischen werden Geschichten erzählt, leider in „Newfie Englisch“, wir verstehen nicht mal die Hälfte. Wie sollte es anders sein, irgendwer hat bei der MANni Besichtigung Lothars Gitarre gesehen, Lothar muß nun auch ran und spielt den einzigen Newfoundland Song des abends, der Spaß ist groß. Kurz nach 23:00 Uhr geht ein besonders herzlicher Abend zu Ende und wir sitzen noch über eine Stunde und erzählen über das Erlebte und diskutieren über den Hauskauf.
Nach dem Frühstück kommen unsere Gastgeber nochmal „Auf Wiedersehen“ sagen und bringen verschiedene Salate von gestern mit. Das Abendessen ist somit klar.
Nach gestrigem Anraten wollen wir nach Caplins Cove, dort sollen sich Wale tummeln. Sie fressen eben diesen Caplin, kleine silbrige Fische. Nach kurzer Fahrt finden wir einen einsamen Platz über dem Meer. Zwei Seeadler fliegen vorbei, ein junger und ein erwachsener Vogel. Die Jungen sind noch gefleckt und haben keinen weißen Kopf, die alten Vögel haben diese wunderschöne schwarzweiß Färbung.
Wir müssen zuerst die Kingcrabs auseinandernehmen. Das Wetter spielt mit, wir können die Schweinerei draußen erledigen. Viel bleibt nach einer Stunde Arbeit nicht übrig, wir frieren es für später ein. Ich habe die Kingcrabs im Supermarkt gesehen, 1 Kilo dieser Beine kostet 35,-$ und wir hatten mindestens 3kg auseinanderzunehmen.
Danach können wir uns den Walen widmen. Es sind unvorstellbar viele, es bläst hier, buckelt da, dort eine Schwanzflosse, hier eine Finne. Lange sehen wir den Riesen zu und als es dunkel wird überlegen wir, ob und wie sie wohl schlafen?
Am nächsten Morgen wollen wir uns von den Riesen verabschieden, aber niemand zu sehen. Überhaupt ist nichts mehr zu sehen. Nebel! Also geht es ohne allzu traurig zu sein weiter. Es beginnt zu regnen und wird so ein richtiger „Fieswetter Tag“. Wir kaufen bei WALMART ein und übernachten dort. Es stinkt zwar und ist laut aber schnelles und stabiles WIFI findet man dort fast immer.
Irgendwer stellte vor kurzem die Frage, was wir den ganzen Tag so tun. Hier nur mal ein Beispiel. Wir waren 1 ½ Stunden bei Irving an der Tankstelle. Diesel tanken ging ja schnell aber dann mußten wir unsere Tanks leeren. Darüber kamen Holländer mit einem gemieteten Womo und es folgte eine längere Unterhaltung. Dann hatten sie es plötzlich eilig, das Womo mußte pünktlich bei der Vermietstation sein. Wir haben danach Frischwassser getankt, 400 Liter dauern eine Weile, danach noch Propan zum Kochen und wieder mit ein paar Newfies gequatscht. 1 ½ Stunden um wie im Flug !
Wir fahren ein wenig den östlichen Teil der Peninsula ab, gefällt uns nicht so richtig, zu voll und beschließen Richtung Norman’s Cove/Long Cove zu fahren. Hier ist es wieder typisch für Newfoundland, wir finden schnell einen Übernachtungsplatz in Chapel Arm.
Am nächsten Morgen fahren wir bei bestem Wetter nach Long Cove und stellen MANni auf den vor gut einer Woche „genehmigten“ Stellplatz hinter der Kirche. Es ist viel Platz und auch ein wenig Asphalt, 14:00 Uhr und die Sonne scheint. Das Festival beginnt erst um 20:00 Uhr mit einer Parade, wir haben viel Zeit. Lothar fällt ein daß dies die Gelegenheit ist, um die „Nippel“ an MANni abzuschmieren. Dieses muß spätestens alle 10000 km sein. Wir sind 7500 km gefahren, aber auf Schotter und Staub, also besser früher neu schmieren. Lothar hat es vor der Abfahrt bereits in unserer Hildener LKW Werkstatt mit dem Chef, aber leider auch mit dessen Werkzeug geübt. Er packt die teure neue Fettpresse aus und sagt ganz großzügig ich könnte nicht helfen, es würde wohl ein bis zwei Stunden dauern. Drinnen kann ich nichts tun, der Rest Labrador Dreck könnte herunter- und auf Lothar fallen.
Wie schön, die Sonne scheint, es ist nicht heiß, ich hole meinen Stuhl und ein Buch und mache es mir ca. 5 Minuten gemütlich. Schon höre ich leise Flüche über die „damned“ Presse. Klar gehe ich nachsehen und hole die Gebrauchsanweisung. Sie ist für deutsches Qualitätswerkzeug sehr dürftig, aber Mann sitzt dann doch zügig hinten unter MANni und der erste Nippel ist geschmiert, nur die Fettpresse geht nicht mehr ab. Diese Hürde wird auch gemeistert, der zweite Nippel auch, aber dann geht es los. Ich will es kurz fassen, Stunden später hat Lothar mehr Fett an sich als in MANni’s Nippel sind, ich bin mit MANni, weil als Einzige einigermaßen sauber genug, Millimeter vor und zurückgefahren (ich glaube anfahren kann ich jetzt) um die jeweils abzuschmierenden Nippel zugänglich zumachen. Damit nicht genug, irgendwann saß ich auch noch mit der Fettpresse in der Hand unter MANni, die Crew Aufgaben werden ab August geändert. Ich habe allerdings nur die Presse bedient weil Lothar den Schlauch der Presse mit der Düse fest auf die Nippel drücken mußte, sonst ging die ganze Fettschmiere daneben. Auch ein Versuch die Presse mit Druckluft zu bedienen schlug fehl, die Luft zischte irgendwo heraus und das Fett blieb drinnen.
Soviel zum gemütlichen Nachmittag in der Sonne, aber wir sind glücklich, daß am Ende alles erledigt scheint. Eine Fettpresse werden wir neu kaufen, bei „Canadian Tire“ gibt es sie billiger und alle erscheinen praktischer. Lehrgeld muß eben bezahlt werden!
Die Parade am Abend ist eher dürftig. Umschreiben wir es mal so: Wären wir mitgefahren, wäre sie doppelt so lang geworden. Das Feuerwerk ist toll aber dann ist uns so kalt, wir müssen bevor die Band spielt noch Jacken und ich besonders Socken anziehen. Wir sind kurz nach 22:00 Uhr wieder bei MANni, gehen rein, finden es gemütlich und haben nach dem nervigen Nachmittag doch keine Lust mehr auf eine Band. Wir ruhen uns lieber für morgen aus.
Wieder blauer Himmel, der Platz hinter der Kirche ist unglaublich, wie ein privater Camping und noch besser, keiner kommt vorbei und stellt Fragen. Die 1. Band fängt erst um 21:00 Uhr an, wann auch sonst, wir sind in Newfoundland. Es gibt zuerst gute Musik von Bon Jovi, Guns‘n Roses etc.. Um 24:00 Uhr!!! fängt der Hauptgig an, die Irish Descendants kommen. Die Stimmung wird riesig, alt und jung zappelt! In der Pause geht der Bandchef an Lothar vorbei und fragt wie es gefällt. Lothar sagt wir wären extra aus Deutschland gekommen um die Band zu hören. Natürlich werden wir nach Pausenende sofort als „German Friends “ begrüßt, Newfies eben und dazu noch Profis. Wir haben Riesenspaß und sind um 3:00 Uhr völlig begeistert zurück. Ich muß, weil ich mich vor all den Newfies nicht getraut habe, noch den Newfie Jig üben. Tanzen kann man also doch in MANni, zum Glück ist es stockfinster draußen, das Geschaukel muß von außen ziemlich eindeutig zweideutig ausgesehen haben. Ein toller Abend!
Trotz Kaiserwetter wollen wir weiter, Richtung East Coast Trail. Wir fahren zum La Manche National Park um dort ein wenig zu wandern. Auf dem Provincial Park Camping ist es recht voll, wir drehen wie immer eine Runde. Wir sind seid langem mal wieder auf einem Camping und es kommt wie es kommen mußte, wir treffen Heinz und Inge wieder. Sie haben schon von uns gehört, ein komischer Truck mit etwas Eckigem drauf und Deutsche, gesichtet auf einem WALMART Parkplatz in Clarenville. Klar bleiben wir bei den Beiden sitzen, das Lagerfeuer ist schon an, zwei Stunden und ein Gin Tonic später laufen wir frierend und im Dunkeln zu unserem Platz zurück, leider ist dieser Campground sehr weitläufig. In MANni ist es schön warm und der Fisch kommt wie so oft erst spät in die Pfanne. Am nächsten Morgen Regen, schade so wird es nichts mit unserer langen Wanderung, wir nehmen die Abkürzung zur Hängebrücke. Hier war einmal das Dorf La Manche, es gibt keine Häuser mehr, die Brücke ist neu (2000 für Wanderer neu errichtet), eine Welle hatte sie in den 60’ern zerstört. Wir laufen einen kurzen Teil vom East Coast Trail und überlegen bei besserem Wetter zurückzukommen. Der East Coast Trail läuft entlang der gesamten Ostküste der Avalon Peninsula und ist insgesamt über 230 km lang. Dieses wirklich kleine Stück hat uns sehr begeistert, leider spielt das Wetter später beim 2. Besuch auch nicht mit, so daß wir es nicht mehr schaffen eine mehrtägige Wanderung mit Zelt einzubauen.
Vorerst entscheiden wir uns für die Stadt St. John’s, es ist von hier nicht weit. Wir finden trotz Unkenrufen citynah einen guten Park- und auch Übernachtungsplatz und gehen auf einen ersten Besuch los. Schnell merken wir, lange brauchen wir nicht um alles zu sehen. Wir beschließen heute nochmal Live Musik zu hören, die es hier fast jeden Abend in jedem PUB in der George Street gibt. Es gibt „fish and chips“, Bier und es ist wieder 24:00 Uhr bis wir zu Hause sind. Wir haben WIFI und hören ein paar Stücke Newfie Musik bei youtube. Nun haben wir zu Hause fast alle CDs verkauft, aber von hier müssen wir Neue mitnehmen. Wir haben drei neue Lieblingsstücke:
„The night that paddy murphy died“ (the Best), „I’se b’y“ (mainland englisch: I’am the guy) und „The Islander“, alles Newfie Musik damit ich den Jig weiter üben kann! Am nächsten Tag sind wir wie erwartet in St. John’s schnell fertig. Down Town hat die Stadt nicht viel zu bieten. Wir besichtigen bei blauem Himmel die Quidi Vidi Battery, die zur Verteidigung des Quidi Vidi Villages diente. Die Brauerei mit gleichem Namen wollten wir auch besichtigen, aber eine Großbaustelle macht sie unzugänglich und Parken mit MANni weiter vorne ist auch unmöglich. Kein Quidi Vidi Hausbier heute abend! Wir fahren weiter auf den Signal Hill, grandiose Aussicht! Wir besteigen noch den Cabot Tower mit der Marconi Station. Hier empfing 1901 Herr Marconi die erste transatlantische Funknachricht aus Cornwall, England.
Es ist doch spät geworden und wir fahren zum WALMART Parkplatz. Ausnahmsweise haben wir hier kein WIFI, nichts zu machen.
Von hier aus geht es an die Killick Coast Richtung Norden, wieder Küste. Es ist leicht neblig aber das macht die besonderen Eindrücke aus. Warm, Sonne und dabei Nebel das ist für uns Europäer unbekannt. Die Küste ist wild und es gibt schöne Buchten. Wir wollen MANni eine Spielwiese bieten und fahren bis Cape St. Francis eine ca. 5 km lange gravelroad entlang die ihrem Namen alle Ehre macht. Hier bleiben wir über Nacht, zwar keine Wale aber auch keine Menschen. 2 Motocrossfahrer kommen als Einzige gegen Abend vorbei, sonst niemand! Am Morgen haben wir es wieder, soviel Nebel daß kaum noch Meer zu sehen ist.
Weiter geht es wieder die Küste runter in Richtung St. John’s, es hilft nichts, auch bei gutem Wetter, wir müssen Wäsche waschen. Zum Glück finden wir die „Laundry“ schnell und nach 2 Stunden ist wieder alles in MANni und die Betten frisch bezogen. Zum Vergleich: in Labrador haben wir für nur unerheblich mehr Wäsche 5!! Stunden gebraucht, in Corner Brook 3-4 Stunden, die Trockner waren überlastet. Nun ist es schon wieder spät, also wieder zum WALMART, aber diesmal in Mount Pearl, leider wieder ohne WIFI! Hier kommen wir am nächsten Tag gar nicht weg. Der erste Defekt muß beseitigt werden, unsere Abwasserleitung tropft unter MANni und auf Asphalt bildet sich ein gut sichtbarer See. Wir kaufen einen neuen Schlauch und aus der Erfahrung von vor einer Woche gehe ich schnell Lebensmittel im ebenfalls vorhandenen Supermarkt einkaufen. Als ich nach einer bewußt ausgedehnten Einkaufsstunde wiederkomme, sehe ich Lothar bereits alles zusammenpacken, aber wie so oft im Gespräch. Jetzt ist es John und er hat uns bereits vor einer Woche in Chapel Arm gesehen, ca. 100 km entfernt von hier. Er war dort zum Fischen und hatte überlegt uns frischen Fisch vor die Tür bzw. vor die großen Reifen zu legen. Es war allerdings warm und er war nicht sicher ob wir länger weg waren und der Fisch dann in der Sonne verdorben wäre. Um so glücklicher ist er uns und MANni wiederzusehen. Ob wir schon Fisch geschenkt bekommen hätten, ja 2x. Er muß sowieso nach Hause den Fotoapparat holen. Also fährt er und kommt mit zwei Portionen Cod (Kabeljau), Kabeljauzungen, Kabeljaueiern (beides wohl eine Delikatesse) und zur Krönung Moose-Würstchen wieder. Da haben wir es wieder Moose Meat! Irgendwann sehen wir auf die Uhr 17:00 Uhr. Wir müssen noch nach St. John’s Geld tauschen und die CDs kaufen (haben wir beim 1x vergessen), Richtung Süden kommen wir heute nicht mehr. In St. John’s haben wir alles schnell erledigt, die CDs sind gekauft, wir tanken noch und treffen einen Newfie, der in Australien wohnt, aber auf Besuch für ein Festival in der Nähe und Songwriter ist. Schwupp, das nächste Geschenk, seine eigene CD.
Wohin um 18:30 Uhr, wieder WALMART, aber es ist kalt geworden und regnet, also der ideale Platz. Das Gefrierfach ist mit Geschenken überlastet, eine Portion Cod wird gleich gegessen, die gekauften und geschenkten CDs gehört , alle gut!
Am nächsten Morgen fällt Lothar auf, daß er noch Werkzeug für die nächste MANni Wartung braucht, zu Hause hatten wir keine Zeit mehr einzukaufen. Also in den „Canadian Tire“, aber das sind alles Spielzeugteile. Wir sind ja noch in der Stadt und es gibt einen großen Fahrzeugteile Laden. Es wird ein erfolgreicher, aber teurer Einkauf. Jetzt aber nichts wie weg aus der Stadt, Richtung Cape Spear, den östlichsten Punkt Nordamerikas, von hier ist Europa näher als Toronto.
Uns ist wieder nach Einsamkeit und Küste, wir fahren auf dem „Irish Loop“ Richtung Süden und übernachten 2x auf Plätzen direkt an der spektakulären Steilküste. Am Cape Race, das wir wieder nur über eine lange gravelroad erreichen wurde 1912 der Notruf der Titanic empfangen. Herr Marconi hat auch hier eine Funkstation gegründet. Ansonsten ist das Cape wegen seiner vielen Schiffsunglücke berüchtigt. Der Nebel und der Regen haben uns wieder, es wird nichts mit wandern, 15 Minuten und wir sind triefnaß. Es gibt einen kleinen Tierpark auf dem Weg, die Tiere sind in großen Gehegen man sieht sie nicht zwangsläufig. Unser Favorit ist dieser niedliche Kerl. Er ist verwandt mit unserem Murmeltier und wird hier Woodchuck (indianisch) genannt. Kumpels von ihm haben wir in Labrador schon „wild“ gesehen.
Wir beschließen die Burin Peninsula zu besichtigen, zwar ist die Fahrstrecke lang aber spannend und wir übernachten auf zwei außergewöhnlich schönen Stellplätzen am Meer. Der Letzte bietet Lagerfeuer und den Besuch eines katholischen Pfarrers. Er ist Inder und arbeitet hier am Ende der Welt. Viel größer können Gegensätze nicht sein. Wir haben verpaßt ihn zu fragen, wie man von Indien ausgerechnet nach Neufundland kommt.
Die letzten Augusttage bringen noch zwei wirkliche Highlight‘s mit sich. Bei Sommerwetter wandern wir den „Skerwink Trail“, er soll zu den 35 schönsten Trails Europas und Nordamerikas gehören. Es geht immer an einer atemberaubenden und sehr steilen Küste entlang. Mit knappen 6 km nicht gerade lang aber dafür hat er einige
anstrengende Passagen. Leider ist die Zeit der Wale, die man hier gut sehen könnte vorbei. Die Caplins, ihr Futter gibt es nur bis Ende Juli. Übrigens frißt ein Wal 2500 kg dieser kleinen silbrigen Fische am Tag.
Der Tag drauf ist für mich fast wie Weihnachten und Geburtstag auf einmal. Puffins! (Papageientaucher) zu sehen vom Festland aus. Vor 9 Jahren bin ich auch auf Neufundland dafür in ein schaukelndes Boot gestiegen, das heißt bei mir schon etwas. So richtig genießen konnte ich es nicht. Uns ist kein Ort wie dieser bekannt, auch damals in Schottland hätten wir ins Boot steigen müssen um sie zu sehen.
Aber jetzt sitzen sie dort in gut sichtbarer Entfernung und zeigen ihre niedlichen Gesichter und die orangefarbigen Gummistiefel-Beine. Herrlich! Wir bleiben ziemlich lange bis es kalt und von oben leicht feucht wird. Danach fahren wir zum Ort Bonavista, hier ist John Cabot 1497 mit der „Matthew“ gelandet und es gibt ein oft fotografiertes Lighthouse. Historisch bedeutend, aber gegen die Puffins kann heute nichts mehr an.
Am wirklich allerletzten Augusttag fahren wir bei bestem Wetter durch den Terra Nova National Park, der uns aber zu “ unspektakulär“ ist. Wir fahren wieder aus dem Park und übernachten wie so oft auf einer PicNic Area am Meer.
Einfach so: Hundeleben auf Newfoundland
Fazit des Monats: Hier könnten wir ewig bleiben.
Reiseroute August: