Unsere Skepsis war mehr als angebracht, eine weitere e-mail teilt auf englisch mit, wir sollen den Fahrplan der öffentlichen Verkehrsmittel beachten wenn wir auf dem Weingut angekommen sind. Aha, das ist das Resultat einer google Übersetzung spanisch/englisch. Re-übersetzt ergibt der Text dass Weingut im spanischen Bodega genannt wird, Bodega hier aber ein Lagerraum ist. Also heißt es wohl abwarten bis die Reifen aus Valparaiso zu MAN Santiago transportiert werden. Am nächsten Tag kommt dann die wirkliche Zahlungsaufforderung der Zollagentur, recht hoch. Zum Glück können wir in der nahegelegenen „Mall“ alles erledigen. So haben wir danach Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang in das Zentrum von Santiago. Wirklich viel zu sehen gibt es nicht, aber die Stadt hat einige grüne Parkanlagen,
eine zentrale Plaza
und einen kleinen Altstadtteil.
Keine neuen Meldungen an der Reifenfront, also bleiben wir einen weiteren Tag und gehen noch einmal in die edlen Viertel „Sanhattan“
und „Las Condes“. Reich und schön arbeiten hier.
Freitag morgen meldet sich MAN Santiago, die Reifen werden am Montag dort angeliefert, aber der Dienstag ist ein Feiertag, vor Mittwoch brauchen wir nicht kommen.
Von Großstadtluft „die Nase voll“ unternehmen wir einen verlängerten Wochenendausflug und haben 3 Tage „reifenfrei“.
Im Balneario „Manantiales“ mieten wir uns für 4 Nächte auf dem riesigen Campinggelände mit großer Lagune und Liegewiese ein. Bereits am Samstag, es ist Nikolaus, gibt es so einige tiefe Einblicke in das chilenische Freizeitleben.
Viel zu viele deutlich übergewichtige Menschen (dagegen sind wir rank und schlank :-)) legen für unseren Geschmack viel zu viel Fleisch auf den Grill
um sich danach in das kühle Nass zu begeben.
Die Tage vergehen schnell mit Menschenstudien und wir trauen uns erst am Montag in eine fast leere Lagune.
Dienstag ist die Rückkehr nach Santiago angesagt und am Mittwoch morgen stehen wir früh vor dem ganz neuen MAN Komplex.
Unser Kontaktmann Romain, er ist in Frankreich geboren, 10 Jahre in Chile und spricht perfekt englisch, zeigt uns direkt das heiß ersehnte Frachtgut.
Offensichtlich ist alles heil angekommen, puhh.
Einen Ölwechsel sowie ein paar Kleinigkeiten mehr möchten wir neben der Reifenmontage zusätzlich machen lassen, erst einmal parken, der „Jefe de Mecanico“ soll gleich kommen. Es sind 32°C, wir warten. Um 12:30 Uhr lädt uns Romain zum Kantinenessen ein, wunderbar, danach warten wir weiter. Als höfliche Menschen drängeln wir nicht, fragen aber um 16 Uhr doch einmal nach. Was klar war, manana, dann sind die neuen Ölfilter da und der externe Reifendienst kommt am Nachmittag.
Gut, richten wir uns ein, zum Glück kühlt es abends ab. Nächster Tag 12 Uhr mittags, niemand läßt sich bei uns blicken, es gibt auch kein Kantinenessen. Der Reifendienst erscheint um 14:30 Uhr, arbeitet allerdings flott und gut.
MANni ist in der Halle aufgebockt und um 16 Uhr beginnt der Ölwechsel, Keilriemen nachsehen, 18:15 Uhr Feierabend. Die Reifen sind montiert, wir rollen aus der Halle, der Rest: manana. Romain verspricht, dass morgen am Freitag alles bis 12 Uhr mittags fertig ist. Wir haben Strom und Internet, was will „man“ mehr, die nächste Nacht.
Es geht immer noch besser, bis 12 Uhr mittags gibt es kein versprochenes neues Rücklicht (Lothar hatte es demoliert) und auch die lichtgraue Farbe die wir gerne mitgenommen hätten ist nicht da, ebenso wenig Romain. Er kommt erst heute Nachmittag, 15:30 Uhr, südamerikanische Zeit versteht sich. Blicke werden gewechselt, wer kann denn nun die Rechnung schreiben, die „Alemanes“ wollen überraschenderweise fahren? Nach einer Stunde gibt es sie dann doch, eigentlich zu günstig, aber irgendwas von Reifen steht drauf, schnell ab zur Kasse. Aber zahlen geht nicht, der junge Mann ist weitere 10 Minuten weg, erst dann werden wir das Geld los, fehlte wohl ein Stempel. Kaum stehen wir an der Ausfahrt wird gewunken, nett so zum Abschied, nein, nein, was ist mit den Reifen? Die kamen aus Deutschland, nein, die Montage? Der Werkstattmeister wird eingeschaltet, keiner weiß was diese kosten soll, so fahren wir nach einer mit Fragezeichen angereicherten Viertelstunde ohne weitere Kosten aus dem Tor.
Mittlerweile ist es 14 Uhr, wir stauen durch Santiago zu der Firma die uns so nett mit der Verzollung geholfen hat, vom „google“ Englisch einmal abgesehen. Beide involvierten Mitarbeiter freuen sich uns zu sehen, wir bedanken uns mit je einer Flasche Rotwein und einer deutschen Nikolaustüte (zum Glück hier bei der Jumbo Supermarktkette erhältlich).
Jetzt aber raus aus der Stadt, der Weg in den Süden ist weit, 2 Autobahnübernachtungen sind nicht zu umgehen. An der Letzten erreicht uns ein e-mail der „Wanderfalten“, sie sind 160km weiter südlich an der Küste. Wir beschließen Andrea und Martin noch einmal zu sehen und sind am nächsten Nachmittag an der „Iglesia Piedra“, der Steinkirche am Strand.
Die schönen „Fenster“ zum Meer sind bei Gegenlicht nicht zu fotografieren.
Lothar hat Geburtstag und bekommt eine gute Flasche Rotwein geschenkt.
Ein schöner Geburtstagsabend in der „Liesel“.
Wie so häufig ist am Morgen der übliche Abschied angesagt, bis irgendwann in der Heimat!
Wir Zwei bleiben einen weiteren Tag und begießen zum Sonnenuntergang frierend unsere neuen Reifen mit einem „Kullerpfirsich“, das ehemalige Kultgetränk meines Vaters.
Zurück geht es in die Berge, Vulkane, Vulkane und eine schöne Landschaft.
Vulkan Lonquimay,
und Vulkan Llaima,
beide gönnen uns einen freien Blick auf ihre Spitzen.
Bei Traumwetter fahren wir in den National Park Conguillio,
laufen eine kleine Wanderstrecke
und machen Pause im Lavafeld, im Hintergrund der Llaima.
Für die Weihnachtstage sind wir in „Pucon“ mit Anke und Wolfgang verabredet. Ein schöner Platz an der Strandpromenade ist schnell gefunden und das „Festmahl“ vorbereitet. Traditionell wie immer wenn wir uns sehen, gibt es Sauerbraten, Rotkohl und Klöße.
Kurz vor dem Essen bringt uns eine nette alte Dame von gegenüber einen hausgemachten Likör und ein selbstgebackenes Festtagsbrot und wünscht „Frohe Weihnachten“, eine wunderschöne Geste.
Bei Spaziergängen genießen wir zwei Tage in diesem netten Städtchen, noch hat die Hochsaison nicht begonnen.
Weihnachtsgefühle kommen allerdings bei diesem Wetter kaum auf.
In Chile ist der 2. Weihnachtsfeiertag ein Arbeitstag so wagen wir uns in die Thermen von „Los Pozones“ und sind fast alleine. Die Becken sind naturbelassen und es gibt Temperaturen von 35 bis 42°C. Das ist wohl wie ein Hummer sich im Kochwasser fühlt.
Zur Abkühlung ab in den eiskalten Fluss,
und zum guten Schluss Entspannung bei „nur“ noch 37°C.
Oberhalb des Eingangs zu den Thermen darf mit Weitblick auf einer Wiese übernachtet werden. Anke und Wolfgang haben für uns ihr „Restaurant“ bereits hergerichtet.
Die nächste Nacht verbringen wir ein letztes mal in Villarica, hier hat allerdings der Ferienbetrieb schon eingesetzt.
Claudia, Uwe und Hund Mia haben gemailt, sie sind am Strand, schöner Platz mit Meeresrauschen, den nehmen wir über Silvester. Vorher gehen Lothar und ich aber noch einmal durch Valdivia und auf den Fischmarkt. Der Lachs ist günstig und wir schlagen zu, 3,5 kg in Steakform für ca. 16€.
Auf dem Rückweg zu MANni begegnet uns diese lustige Truppe, sie bläst gekonnt „Rosamunde“ für die an der Ampel wartenden Autofahrer.
Am Strand von „Calfuco“ stehen Claudia, Uwe und Mia.
Das Wetter spielt mit und wir „rutschen“ nach einem klassisch schönen Sonnenuntergang in das Reisejahr 2016. Wir werden sehen wo uns der neu bereifte MANni weiter hinfährt :-).
Fazit: Auch scheinbar unendliche Geschichten sind manchmal endlich.