Wir fahren über die Brücke
und sind wieder einmal in einem für uns neuen Land. Die Einreiseformalitäten sind schnell erledigt, bei den Papieren für das Fahrzeug dauert es etwas da die Zollbeamten gerade ihre Mittagspause begonnen haben. 30 Minuten später sind sie aber schon zurück und dann sind die Formulare erstaunlich schnell ausgefüllt.
Nur ungefähr 60 Minuten hat die gesamte Prozedur auf ecuadorianischer Seite in Anspruch genommen und wir machen uns auf den Weg nach Ibarra, unserer ersten Station in diesem Land. An der Laguna de Yahuarcocha betreiben die beiden deutschen Auswanderer Patricia und Hansjörg eine Finca mit angeschlossenem Campingplatz.
Wir sind nicht die einzigen Gäste. Berlinda und Rudi aus Belgien sind da, eine französische Familie mit großem MAN-Reisemobil und ein junges argentinisches Pärchen mit Zelt und einer mehr als 40 Jahre alten Ente.
Am Abend kommen noch Sven und Frank aus Deutschland und Hansueli aus der Schweiz, dessen MAN Mobil geradezu riesig ist.
Wir genießen die Gastfreundschaft von Patricia und Hansjörg, tauschen mit den Belgiern stundenlang Reisetipps, spielen mit den Hunden, vor allem Snörri und Kongo haben es uns angetan, oder schwätzen mit Hansueli. So vergehen die Tage schnell. Am Samstag haben die Hausherren die Presse und das Fernsehen eingeladen. Noch nie war es auf ihrem erst kürzlich eröffneten Campingplatz so voll und daher ergreifen sie die Chance auf ein wenig Publicity.
Bei diesem Interview in Spanisch hab ich so gestammelt, ich kann mir nicht vorstellen dass sie es senden.
Am Abend werfen alle Camper zusammen, Oscar, genannt Che, Argentinier und Freund der Familie, grillt und der Rest schlägt sich den Bauch voll.
Allerdings gibt es Bratkartoffeln dazu, ich darf also die Pfannen schwingen.
Trotz Regenzeit haben wir am nächsten Tag endlich einmal Glück mit dem Wetter und abends ist hinter der Lagune der Vulkan Imbabura zu sehen.
Um ins Stadtzentrum zu gelangen ist es ein weiter Weg. Gott sei Dank für uns hat Patricia im Moment viel bei den kommunalen Behörden zu erledigen, so übernimmt sie gerne den Shuttleservice für die Camper. Wir brauchen noch unsere Autoversicherung für Ecuador (an der Grenze hatte die Dame im Versicherungsbüro keine Lust) und hoffen dies im Stadtzentrum von Ibarra erledigen zu können.
Nach einem kurzen Rundgang über die Plaza Central finden wir das Büro einer Cooperative, die auch Autoversicherungen anbietet. Eine Stunde später sind wir knapp 13$ ärmer und haben MANni für 3 Monate haftpflichtversichert.
An einem der folgenden Abende gibt es wieder eine Grillparty. Hansueli hat seine Liebste Hana vom Flughafen abgeholt und das muß gefeiert werden.
Leider geht unsere tolle Zeit bei Patricia und Hansjörg nun langsam zu Ende. Ich fahre noch einmal mit Patricia und Tochter Jörgis in die Stadt, ich habe versprochen beim Gitarrenkauf zu helfen und Martina kraxelt ein wenig bergauf, um noch ein schönes Foto von der „Finca Sommerwind“ zu schießen.
Deutlich erkennt man zwischen Finca und See die Autorennstrecke, die uns tagsüber schon einmal mit „tollem Sound“ beglückte und echtes „Nürburgring-Campingfeeling“ aufkommen ließ.
Unsere Tagesstrecke heute beträgt gerade einmal 30km und schon sind wir in Otavalo auf dem Camping des hier lebenden Amerikaners Dennis. Die Stadt ist berühmt für ihren Indiomarkt mit einer riesigen Auswahl an Webarbeiten und anderen „Artesanias“. Am Samstag ist der Markt am größten aber auch extrem voll, so sind wir froh, in der Woche ohne Gedränge durch die Gassen laufen zu können.
Viel beeindruckender als die Ware finden wir einmal mehr die Menschen, die hier leben und arbeiten.
Auch kulinarische Höchstleistungen werden geboten…..
… jedoch hatten wir beide ein spontanes Sättigungsgefühl, so dass wir diese Köstlichkeit nicht probieren konnten.
Am nächsten Tag ziehen wir weiter. In den umliegenden Bergen gibt es auf 3000m einen Kratersee, die Laguna Cuicocha. Hier kann man wandern und, wenn das Wetter mitspielt, das Panorama der umliegenden Vulkane genießen.
Leider hängt die Wolkendecke sehr tief, so daß die Vulkane eher zu Tafelbergen mutieren.
Die Wanderung an sich macht uns aber großen Spaß, obwohl wir bei einer Höhe von ca. 3200m doch sehr ins Schnaufen geraten. Es bleibt unklar, ob daran der Deutschlandaufenthalt in viel zu geringer Höhe oder doch das gute Leben der letzten Wochen schuld ist.
Am Tag darauf gibt es für uns eine Premiere. Zum ersten Mal in unserem Leben überfahren wir den Äquator.
An der riesigen Sonnenuhr direkt neben der PanAmericana bekommen wir sehr nett und sogar auf englisch einige Erklärungen und machen wie wohl alle Reisenden die gleichen Fotos :-).
Abends erreichen wir Quito, die Hauptstadt von Ecuador. Sie liegt in einem Hochtal auf 3000m und hat eine Nord-Südausdehnung von 50km, die Nord-Ost Breite beträgt dafür nur 4 km! Die aktuelle Einwohnerzahl weiß niemand so genau, sie liegt aber irgendwo zwischen 2 und 3 Millionen. Unser vorrangiges Ziel ist die große MAN-Werkstatt von StarMotors. MANni soll in den nächsten Tagen professionell inspiziert und gepflegt werden, damit er fit bleibt für die anstehenden Anden-Touren.
Seit dem Fiasko in der MAN-Werkstatt in Queretaro/Mexiko bleibe ich bei den wichtigen Dingen lieber dabei, obwohl Carlos alle Arbeiten professionell und gewissenhaft ausgeführt hat.
Am Freitag Nachmittag sind die letzten Arbeiten getan. Wir dürfen aber über das Wochenende auf dem Werkstattgelände bleiben. Das finden wir sehr nett, denn es ist nicht weit zum Zentrum und wir haben Strom, Wasser und einen eigenen Wachdienst.
So machen wir uns am Samstag und Sonntag per Taxi auf in die Altstadt.
Es ist Wochenende, die Parks sind voller Menschen, überall treten Kleinkünstler auf, Maler preisen ihre Werke an und auch am Bötchen-Fahren haben viele „Quitorianer“ ihren Spaß.
Wir laufen durch das Zentrum und bewundern die vielen hervorragend restaurierten Gebäude. Kein Wunder, daß die gesamte Altstadt zum Weltkulturerbe ernannt wurde.
Auch auf der Grand Plaza finden an mehreren Stellen Kleinkunstveranstaltungen statt, die eine Menge Zuschauer anziehen.
Folkloristische Tänze werden ebenfalls aufgeführt, wobei die Bandbreite von professionell
bis, naja sagen wir laienhaft aber ambitioniert reicht.
Am Montag morgen ist leider unser LapTop, den wir in Quito zur Reparatur gebracht haben, nicht fertig (wen wundert`s), so daß wir mindestens einen Tag länger die Gastfreundschaft von MAN in Anspruch nehmen müssen. April, April!
Fazit: Kein toller Sternenhimmel und der Strudel im Waschbecken dreht sich immer noch in der selben Richtung! Und das südlich des Äquators! Alles Schwindel? 🙂