Zum Ende unserer schönen Zeit in Salta gibt es einen Grillabend bei den drei Schweizer Pärchen, für uns sozusagen im Ausland :-),
und am nächsten Morgen ein Mini-Abschiedskonzert mit Ruedi als Solisten.
Wir kaufen noch einmal gründlich ein und machen uns auf den Weg nach Bolivien. Unsere Route ist das östliche Tiefland hinauf nach „Santa Cruz de la Sierra“. Der Grenzübergang verläuft entspannt und völlig problemlos, dann jedoch der erste Ärger. Wir sollen 100 Bolivianos (ca.13€) Straßenbenutzungsgebühr bezahlen um durch den Ort Yacuiba zu kommen. Alternativstrecken gibt es nicht und die städtische Beamtin lässt sich nicht erweichen. Wir haben aber noch gar kein bolivianisches Geld. „Macht nichts“, sagt sie gnädig, man kann auch mit argentinischen Pesos bezahlen, macht dann 250 Pesos (ca. 15€). Na toll, Bolivien fängt ja gut an. Wir zahlen schimpfend (entlockt der Dame keine Regung) und stecken 20m weiter fest.
Das ist die Durchgangsstraße! Eine halbe Stunde und um einige Nerven erleichtert sind die ersten 400m geschafft. Dann wird der Ansturm der Straßenhändler geringer und wir können uns, nachdem gleich an der ersten Bank Geld zu bekommen war, entspannen. Die Strecke nach Santa Cruz ist mautpflichtig, aber bei ca. 6€ für 500km wollen wir nicht meckern. Witziger Weise gibt es unterwegs einige Polizeikontrollen an denen immer das gleiche Procedere abläuft. Ein Seil mit bunten Fähnchen ist über die Straße gespannt und in einem Bretterverschlag am Wegesrand sitzt ein ganz wichtig dreinschauender Gesetzeshüter. Der kontrolliert das Zollpapier für MANni, stempelt es auf der Rückseite ab, und verlangt für diese Tätigkeit 5 Bolivianos, ca. 0,65€. Dann bedient er einen verborgenen Hebel und das Seil fällt auf die Straße. Ein kurzer gnädiger Wink und wir dürfen weiter.
Ungefähr auf halber Strecke ist das Städtchen Camiri erreicht. Es ist kurz vor 15:00 Uhr Ortszeit und gleich beginnt das Fußballspiel Deutschland gegen Frankreich. Hinter einer Tankstelle finden wir einen netten Platz auf einem Privatgelände für die Nacht, wir dürfen kostenlos stehen, und direkt nebenan ist ein kleines Restaurant. Wir sind die einzigen Gäste am frühen Nachmittag also wird der riesige Flachbildschirm für uns angeworfen und der Sportkanal gesucht. Noch zwei kühle Bierchen und das Spiel kann beginnen.
Leider, wie wohl allgemein bekannt, findet der Spaß schnell sein Ende
und wir schleichen nach Hause. Nach 2 Bier für jeden, immerhin jedes 0,7 Liter groß und das am frühen Nachmittag kann unsere Laune aber nicht auf Dauer vermiest werden. Außerdem, was heißt schon Europameister wenn man Weltmeister ist :-).
Am übernächsten Tag erreichen wir Cotocá, einen netten Ort im Osten von Santa Cruz. Es ist Samstag und morgen ist hier in der Innenstadt großer Markt. Wir fragen bei der Polizei nach einem Stellplatz und der freundliche Beamte läuft gleich mit mir los. Um eine Ecke auf ein Privatgrundstück, kurze Verhandlung mit dem Inhaber und wir haben einen Platz. 20 Meter vom Markt entfernt. Spitze, mittlerweile haben die netten Bolivianos den schlechten Eindruck von der Grenze wirklich mehr als wettgemacht.
Wir spazieren durch die Innenstadt und haben auf der Plaza eine Begegnung der besonderen Art.
Zuerst denken wir an ein zahmes Tier, denn es gibt ein paar Fotografen auf dem Platz die Bilder von Touristen schießen, aber bald hat unser neuer Freund einen anderen Baum erklommen und lässt sich in der frischen Brise schaukeln. Für ein Faultier ganz schön schnell :-).
Cotocá ist ein Wallfahrtsort und am Sonntag kommt gefühlt jeder Boliviano des Landes, der sich in den letzten 7 Tagen ein neues Gefährt, sei es Motorrad, PKW, Bus oder Riesenlaster, zugelegt hat hierhin, um sein Mobil segnen zu lassen. Nach einer Messe im Schnelldurchgang kommt ein Padre auf die Straße und verspritzt, natürlich gegen Spende, Weihwasser auf Karosse, Motor, Räder und, wahrscheinlich das Wesentlichste, auf den Fahrer.
Und weil es ja nie schaden kann rollt die „Segen suchende“ Blechlawine einen Häuserblock weiter wo eine zweite weniger katholische Segnung ansteht. Das Fahrzeug wird innen und außen total mit etwas Weihrauchähnlichem eingenebelt und danach rundherum mit Bier bespritzt. Nun nimmt man dazu natürlich die handliche Einliterflasche die höchstens bei großen Reisebussen auch leer wird. Alle anderen Fahrer schütten sich den Rest Gerstensaft schnell auf Ex hinter die Binde und dann geht es los.
Wie Viele mögen da wohl, bedüddelt von Weihrauch und Alkohol, schon auf dem Heimweg Gottes Segen nötig haben.
Wir stürzen uns für die nächsten Stunden in das Gewimmel des Marktes und lassen die Bilder, die Geräusche und vor allem die teilweise doch sehr exotischen „Düfte“ auf uns wirken.
Am späten Nachmittag wechseln wir unseren Standort. Mitten durch die Riesenstadt Santa Cruz geht es auf die Westseite der Metropole zum Biocentro Güembe. Der Eintrittspreis ist zwar gewaltig, aber wir dürfen nach kurzer Rücksprache mit Carlos, dem Inhaber, die nächsten beiden Nächte kostenlos auf dem zugehörigen Waldparkplatz stehen und müssen morgen nur den Eintritt für dieses Tierreservat mit angeschlossener Wellnessanlage bezahlen.
Am nächsten Morgen dann die Überraschung: Ich bin SENIOR! Und zahle nur ein Drittel des üblichen Betrages. Na also, alt werden hat auch Vorteile :-).
Wir laufen über sehr schön angelegte Wege durch den Dschungel, vorbei an einer „Orchideria“,
leider ist gerade keine Blütezeit, zum Bird Dome. Eine wahrhaft riesige begehbare Voliere mit ca. 25 Metern Höhe und 100 Metern Ausdehnung in alle Richtungen. Man kann unten durch den Urwald laufen oder in 10 Metern Höhe sozusagen durch die Baumwipfel schweben.
Jede Art von Papageien, Sittichen und Tukanen sind Auge in Auge zu bewundern. Angst kennen diese lautstarken Federviecher jedenfalls nicht.
Sogar die Wartungsarbeiten an dieser Anlage werden von den Kreischgesellen selbst durchgeführt. Hier ein gewissenhafter Mechaniker bei der Kontrolle der Schrauben für die Gehwegbohlen!
Nach ein paar Stunden Schwitzerei bei über 30°C im Urwald haben wir dann eine Erholung verdient und kühlen uns in den verschiedenen Pools gründlich ab. Es ist Montag und wir sind fast allein.
Es geht weiter nach Osten in Richtung Brasilien
aber vorher stoppen wir noch in „Aguas Calientes“ (heißes Wasser). Nicht weit von hier liegt die größte Thermalquelle ganz Südamerikas und ein heißer Fluss windet sich von dort durch die Landschaft. An unserem Stellplatz hat das Wasser noch etwa 32°C was zwar die Abkühlung bei 36°C Außentemperatur nur langsam voranschreiten lässt, dafür halten wir es im Wasser aber auch länger aus. Besonders früh am Morgen oder nach Sonnenuntergang, denn dann haben wir die gesamte Anlage für uns allein.
200km später ist bei Corumbá die Grenze zu Brasilien erreicht. Aus Bolivien ausgereist ist schnell und die brasilianische Immigration ist auch flott überwunden. Die nächste Stunde verbringen wir beim Zoll. Keiner der Beamten spricht spanisch oder gar englisch also redet jeder wie ein Wasserfall in portugiesisch auf uns ein obwohl wir unmissverständlich klar machen, dass wir nichts verstehen. Endlich verliert die gute Dame die Geduld, setzt sich an einen Computer und 3 Minuten später haben wir ein unterschriebenes Zolldokument für MANni in der Hand. Warum das nicht gleich so ging bleibt uns schleierhaft.
Dafür funktioniert die Versorgung mit brasilianischem Bargeld gleich am ersten Bankautomaten und wir starten auf die „Estrada Parque“ eine mit 87 Brücken gespickte ca. 125km lange Erdstraße durch den Süden des Pantanals.
Die Holzkonstruktionen scheinen alle frisch restauriert und das 15t Schild davor wirkt schon beruhigend.
Nach ca. 60km erreichen wir den Rio Paraguay. Hier verkehrt ein uralter Klapperkahn als Fähre zu dem wir nun überhaupt kein Vertrauen fassen können.
Auch der Zustand der Besatzung, Kennzeichen: Dicke Backe weil Coca kauend, stimmt uns nachdenklich. Dann der Preis: Umgerechnet 25€ für die fünf Minuten! Donnerwetter, was so teuer ist muss ja gut sein. Tatsächlich erreichen wir die andere Flussseite ohne abzusaufen, passiert wohl doch nicht täglich, und rangieren MANni wieder rückwärts von diesem Seelenverkäufer, wobei die letzte Seele sicher schon vor mehr als 20 Jahren diesen Rosthaufen verlassen hat.
Endlos windet sich die Piste, übrigens in einem richtig guten Zustand, auf einem Damm durch das Sumpfgebiet, alle paar hundert Meter von einer der schon erwähnten Holzbrücken unterbrochen.
Tiere gibt es ohne Unterlass zu sehen, mal Nasenbären, dann Wasserschweine
oder Kaimane.
Vögel in jeder Größe und Farbe kreischen um die Wette.
Nach ungefähr 100km erreichen wir die Fazenda Santa Clara ca. 5km abseits der Piste. Hier gibt es eine kleine Hotelanlage und etwas versteckt direkt an einem Fluss einen schönen Campingplatz.
Julio, der Campingplatzmanager kümmert sich liebevoll um seine Gäste, auch um die nicht zahlenden.
Wildschweine trollen über das Gelände,
man kann Piranhas angeln, auch wenn dieser Fang unserer Zeltnachbarin ein wenig winzig geraten ist,
und schöne ausgedehnte Spaziergänge über das riesige Farmgelände machen.
Als Sundowner dann einen Caipirinha von Julio oder noch besser seiner Frau, mehr Alkohol weniger Zucker, zubereitet und am Fluss mit Blick auf die ewig hungrige Kaimanhorde weggenuckelt.
Erst 2 Tage später können wir uns loseisen und kampieren am Abend auf dem Gelände einer weiteren Farm, der Fazenda Meia Lua. Hier geht es beschaulicher und weit weniger touristisch zu. Dafür gibt es Ameisenbären zu sehen. Zu Fuß unterwegs, MANnis Luftdruckbremsen haben noch jedes lebende Fotomotiv verscheucht, sind diese ziemlich komisch aussehenden Gesellen nicht ängstlich und man kann sie aus 4-5 Metern Abstand lange beobachten.
Altes Brot und Obst wird von den Farmern immer an der selben Stelle abgelegt, so ist es nicht schwierig, am Morgen zum Frühstück alle möglichen Vögel bewundern.
In Bonito, noch ca. 260km von der paraguayischen Grenze entfernt, hier noch zwei Eindrücke von der Strecke,
erreichen wir unseren letzten geplanten Stopp im Pantanal, das „Balneario Do Gordo“, ein Campingplatz am Rio Formoso, einem kleinen super klaren Fluss an dem einige Holzstege zum Baden einladen.
Das Wasser allerdings ist mehr als erfrischend und länger als 10 Minuten halten wir Memmen es in dieser Eiseskälte nicht aus. Dann lieber die drollige Affengroßfamilie beobachten, die direkt am Ufer durch die Palmen tobt …
oder die elegant einher schreitenden Großvögel,
deren Kopfschmuck jeden Apachen vor Neid erblassen lassen würde …
oder die niedlichen Agutis, die zur Abenddämmerung aus dem Dschungel kommen um die kleinen Palmfrüchte zu knabbern die die Affenbande hat fallen lassen.
Nach ein paar Tagen zoologischer Weltklassedarbietungen machen wir uns auf den Weg nach Paraguay, aber das ist schon August und ich hab „Blog-frei“!
Fazit: So viel Wildlife wie schon ewig nicht mehr.