Über den Cassiar HWY erreichen wir am 1.10. Hyder, ein 100 Seelen Nest, es gehört zu Alaska. Die kanadische Stadt Stewart ist nur 4 km entfernt. Wir kommen im stockdunklen an, da wir vor einer Baustelle am Bear River 3 1\2 Stunden warten mußten. Die Straße ist vor 4 Wochen nach tagelangen Regenfällen völlig überflutet und zum großen Teil weggeschwemmt worden, sie wird im Großeinsatz wiederhergestellt. Wir parken hinter Hyder irgendwo am Straßenrand und schlafen ungestört. Beim Frühstück läuft ein einsamer Wolf die Straße entlang.
Wir sehen uns die „friendliest Ghost Town“ an.
So mancher ist hier vor langer Zeit gestrandet, laut Nummernschild aus Californien.
In diesem „Supermarkt“ hat sich der Besitzer mittels Tabaksqualm gut konserviert, uns blieb nach 2 Minuten die Luft weg.
Danach möchten wir zur Bärenplattform,
bis Ende September gibt es Lachse im Fluß und dann natürlich auch Bären. Eine deutliche Warnung für die Touristen darf nicht fehlen:
Wenn man dieses Exemplar sieht, glaubt man es:
Fische sehen wir keine mehr, aber trotzdem eine Bärenmama mit Kind.
Glück gehabt, erzählt uns ein holländisches Ehepaar, denn gestern war kein Bär hier. Wir kommen ins Gespräch, die zwei waren wie wir (wir allerdings nur 4 Wochen) 2005/2006 in Südamerika. Während wir uns unterhalten, bekomme ich immer mehr den Verdacht die Zwei damals in Chile getroffen zu haben. Ich frage Lothar, er ist der gleichen Meinung und wir fragen nach. Tatsächlich waren sie zum gleichen Zeitpunkt auf dem Camping in Villa Rica (Chile), allerdings mit einem anderen Camper. Ihr Motto von damals „rent your house, keep the budget low and it works“ hat uns immer wieder angespornt. Heute sind Claudia und Pieter insgesamt 14 Jahre unterwegs. Tief beeindruckt über das zufällige Wiedersehen an diesem abgelegenen Ort bleiben wir noch eine Weile auf der Plattform und sehen einen weiteren Schwarzbär. Darüber vergessen wir völlig ein Foto von den Beiden zu machen.
Am nächsten Morgen blauer Himmel, Abfahrt zum Salmon Gletscher. Auf mal wieder schlechter Piste geht es immer höher bis wir vor diesem Eisfeld stehen.
Die Nacht ist kalt und am nächsten Morgen treffen wie vereinbart Hella und Edgar wieder ein. Sie hatten in Watson Lake noch einiges zu erledigen, wir sind daher vorausgefahren.
Gemeinsam fahren wir die abenteuerliche Strecke zurück und übernachten in Stewart. Mittlerweile wissen wir, daß durch die täglichen Bauarbeiten und die teilweise einspurige Fahrbahn der Konvoi nur 2x am Tag, um 11:00 morgens oder 18:00 Uhr Stewart verläßt.
Mit diesem merkwürdigen Gefährt wären wir vielleicht ohne den Konvoi durchgekommen (die Karosse ist ein Lloyd 600 und wurde in Deutschland zwischen 1950 und 1960 gebaut) J .
Wir entscheiden uns für den Konvoi um 11:00 Uhr und fahren pünktlich hinter dem Pilot Car durch die Baustelle vor der wir auf dem Hinweg 3 ½ Stunden gewartet haben.
Wir möchten noch ein Stück Cassiar HWY mit Hella und Edgar gemeinsam fahren. Der nächste Tag bietet Bären satt, ich habe sie gezählt, 13 Stück, rekordverdächtig! Nur weil manche der Schwarzen dann doch so nett sind ein weiteres Foto.
Im Indianerdorf Gitanyow besichtigen wir die Totempfähle von denen der „Hole in the Ice“ einer der ältesten der Provinz ist.
Für uns alle 4 sind wir am Ende dieses langen Fahrtages zu schnell wieder in der „Zivilisation“, überall Häuser und Farmen. Die Bären sind plötzlich Kühe. Darauf waren wir nicht vorbereitet nach den wunderschönen Monaten im Yukon und Alaska. Nach weiteren gemeinsamen Fahrtagen finden wir zum Glück noch jeden Abend schöne Übernachtungsplätze auf denen wir bis weit nach Mitternacht bei Temperaturen um den Gefrierpunkt am Lagerfeuer sitzen. In Prince George trennen sich leider endgültig unsere Wege, wir fahren weiter nach Süden, Hella und Edgar zu ihrem Segelboot an die Ostküste. Ob und wann wir uns wiedersehen, wir wissen es nicht.
Weiter, immer weiter nach Süden. Wir stoppen am Zusammenfluß von Thompson und Fraser River. Das Wasser des Fraser ist durch Sedimente hellbraun, das des Thompson Rivers blau und klar.
Viele Baumstämme versperren den Zufluß zum Duffey Lake.
Unser Ziel ist Whistler, einer der Austragungsorte der olympischen Winterspiele 2010 von Vancouver. Kaum parken wir vor dem autofreien Städtchen höre ich Lothar bereits draußen reden. Es ist Sarah, sie wohnt in Whistler und sagt, sie haben einen ähnlichen Truck wie wir, aus Deutschland selber importiert. Das klingt spannend, wir erzählen eine ganze Weile, Baby Charly schläft und Hund Spy spielt mit mir. Kurz entschlossen lädt uns Sarah für heute abend zum Dinner ein. Wir freuen uns drauf und sehen uns das nett hergerichtete Whistler an.
Lothar findet schnell einen „Leidensgenossen“, es schmeckt halt immer so gut.
Im Sommer ein Mountainbike Ort, im Winter der Skiort rund um Vancouver. Wir genießen die Sonne, beobachten die Menschen und merken, daß wir lange in der „Provinz“ waren. Gegen 18:00 Uhr parken wir bei Sarah und ihrem Mann Tim vor der Haustüre. Hier dürfen wir auch übernachten. Sie erzählen von ihrem Abenteuer ihren Truck nach Kanada zu bekommen. Die Basis, ein Feuerwehr-Mercedes Allrad in MANnis Alter, haben sie in Paris gekauft und in Deutschland bei der Firma Füss in Sigmaringen fertigstellen lassen. Die Einfuhr nach Kanada hat zum Glück keine großen Probleme bereitet. Im Januar fahren die zwei mit Baby und Hund nach Mexiko, später soll es auf die ganz große Reise gehen. Der LKW steht leider weit entfernt für den Winter sicher untergestellt. Der Abend vergeht wie im Flug und wir schlafen ruhig in der Hauszufahrt. Die Sonne scheint, früh möchten wir los, Tim ist schon zur Arbeit und wir verabschieden uns von Sarah und der kleinen Charly.
Der Olympic Park vor Whistler ist unser nächstes Ziel.
Ziemlich verlassen liegt er da, wo vor 1 ½ Jahren die Sport-Elite der ganzen Welt um Medaillen gekämpft hat.
Die Bären erobern ihr Revier zurück, die typischen beerenhaltigen „Hinterlassenschaften“ sind sehr oft zu sehen. Ein Schwarzbär sitzt sogar in der Nähe des Biathlon-Schießstandes. Er hört uns und ist leider wie der Blitz im Gebüsch. So kann Lothar in Ruhe zielen. Ergebnis: 5x daneben, 5 Strafrunden J
Zum Abschluß erklimme ich noch das Maskottchen der Spiele 2010. Es ist gar nicht so groß wie wir es von den Fernsehübertragungen in Erinnerung haben.
Ein paar Kilometer weiter übernachten wir in der Nähe eines Campings. Auf dem Platz selbst sind nur Zelte erlaubt und die Bären scheinen besonders frech zu sein. Alles Eßbare muß sehr hoch hinauf.
Bei Kaiserwetter fahren wir zur Porteau Cove und übernachten auf dem schön gelegenen Campingplatz in Strandnähe. Am nächsten Morgen sind wir tapfer und frühstücken bei 7C° draußen, vielleicht das letzte mal in diesem Jahr.
Ein kurzer Stop bevor wir in Vancouver ankommen, der Hafen der Horse Shoe Bay,
wir haben Glück und sehen Mama Seeotter mit Kind.
Nun wird es ernst für MANni, wir fahren zu Hans Mross in der Nähe von Vancouver, er ist Deutscher und lebt schon lange in Kanada. Hans hat hier eine Unimog Werkstatt und kennt sich bestens mit Allrad LKWs aus. MANni soll etwas gepflegt werden. Wir fahren hin und bekommen einen Termin in drei Tagen. Prima, die Sonne scheint und wir fahren Richtung Harrison Lake, Tip von Hans. Der See liegt wunderschön, aber alle Camping Provincial Parks sind geschlossen. Leider haben nur diese Zugang zum Wasser. Gefrustet, weil 15 km Waldstraße gefahren und nun mit der Aussicht nicht am See campen zu können, halten wir an. Ein Mitarbeiter des nächsten Holzcamps fragt, ob er helfen kann und erzählt bei km 21,5 gäbe es einen kostenlosen Platz direkt am Ufer. Wir bedanken uns und schicken MANni zurück auf die Schlaglochpiste. Es stimmt, wir finden diese Stelle, sogar Feuerholz liegt noch hier, die Welt ist wieder mehr als in Ordnung.
Mittwoch nachmittag müssen wir dieses Paradies verlassen, auf zur Werkstatt. Wir können auf dem Gelände übernachten und morgens machen sich Hans und Lothar als Azubi an die Arbeit. Motorventile einstellen, Getriebeöl und Verteilergetriebeöl werden gewechselt. Hans ist mit unserem MANni zufrieden, nach 4 Stunden verlassen wir die Werkstatt und fahren glücklich nach Vancouver City. Auf einem Home Depot Parkplatz dürfen wir für eine Nacht stehen, bei WalMart ist es verboten. Leider setzt sich diese Glückssträhne bei Home Depot nicht fort, am nächsten Abend an einem anderen Platz hat der Manager etwas gegen uns, der Straßenrand aber ist breit genug für MANni. Lothar leert morgens den Inhalt unserer Sprit-Kanister in den Tank. 1. rufen die USA mit günstigeren Preisen und 2. haben wir diesen Diesel schon sehr lange in den Kanistern. Kaum sind wir 8 Kilometer in der Stadt gefahren, sehen wir ein großes gelbes Wohnmobil aus Deutschland. Die Welt ist klein, wir wissen das Frieder auch einen Termin bei Hans in der Unimog Werkstatt hat. Es können nur Frieder und Irmi sein, wir biegen flott zum Supermarkt ab und parken neben dem gelben Riesen, keiner da.
Während wir warten flucht Lothar plötzlich ziemlich, ach du ……, unser Tankdeckel ist weg, vergessen wieder aufzuschrauben. Nein, er liegt auch nicht mehr auf dem Tank. Wir müssen uns entscheiden, Frieder und Irmi treffen oder Tankdeckel suchen. Die Entscheidung fällt klar für Tankdeckel suchen, zumal es diese Größe hier wahrscheinlich nicht gibt. 8 km zurück und wir suchen den Parkplatz ab, nichts. Fast gleichzeitig haben wir die Idee, die Kurve vor dem Supermarkt, da könnte er sein, 8 km zurück. Der Gelbe ist leider weg und unser Tankdeckel liegt ziemlich plattgefahren in genau dieser Kurve. Das hätten wir einfacher haben können, aber immerhin können wir den Deckel noch nutzen.
In North Vancouver finden wir nach 2 Stunden Stau, willkommen im Stadtverkehr, neben einem WalMart (auf dem Parkplatz selbst ist es mal wieder nicht erlaubt) einen Platz für die Nacht. Morgen möchten wir in den Lynn Canyon zur Suspension Bridge.
Endlich scheint die Sonne wieder, wir wandern mehrere Stunden durch einen schönen Regenwald. Er ist typisch für Vancouver und Umgebung.
Aber eine Suspension Bridge, Fehlanzeige. Kein Wunder wir sind im Lynn Valley Park und nicht im Lynn Canyon Park. Bewegung schadet uns ganz sicher nicht, also suchen und finden wir endlich dann doch noch die Bridge. Es ist Sonntag und die Brücke ist wohl bei vielen Ziel des Sonntagsausflugs. Es herrscht Gedränge, Geschiebe und Geknipse. Da waren wir doch vorher im Lynn Valley Park besser dran.
Down Town Vancouver ist angesagt, wir nehmen den Seabus von North Vancouver und sind in einer ¼ Stunde an der Waterfront.
Hier wird alles scharf bewacht, man geht nur zu zweit Patrouille.
Anschließend Besuch in der Gastown, mit seiner Steamclock, jede Stunde läßt sie „Dampf“ ab,
ihrem Gründer Gassy Jack auf einem Whiskyfaß,
dem Cruiseship-Terminal,
Yaletown, ein Kneipenviertel.
Eine rundherum schöne Stadt. Abends fahren wir zum Viewpoint am Cypress Mountain, hier gibt es den besten Ausblick auf die City.
Wir entgehen dem allabendlichen Stau und übernachten ruhig auf dem Cypress Mountain. Um diese Jahreszeit stört es niemanden, es liegt noch kein Schnee zum Skilaufen. Am nächsten Tag fahren wir raus aufs Land.
Wir sehen eine großen Schwarm „Lesser Snow“ Gänse. Herrlich das Geschnatter.
Der nächste Tag ist wieder sonnig, wir fahren durch Downtown, heute ohne Stau,
und besuchen Strände in der Nähe:
White Rock Beach
und Crescent Beach
Vancouver ist sehr, sehr schön und hat unglaubliche Freizeitmöglichkeiten, aber jetzt ist es genug. Dieses bedeutet aber für uns gleichzeitig das Ende unserer Zeit in Kanada. Am nächsten Morgen gießt es in Strömen und so fällt der Abschied leicht. 2 Stunden im Grenzstau in die USA und dann sind wir natürlich dran, rechts raus, aussteigen und rein ins Office. Erneut erklären wir wohin wir möchten, wann wir das Land verlassen und daß wir kein Obst oder gar Waffen dabei haben. Frau Offizierin nimmt den Autoschlüssel, wir müssen im Office warten. Sie möchte MANni innen kontrollieren, wir sehen uns an und sind ganz still. Es dauert nicht lange, sie kommt wieder und sagt „alles in Ordnung“. In MANni war sie niemals, bei ihrer Körpergröße und ohne Leiter? 3 Stunden sind vorbei und wir wieder in den USA. Nach einer Übernachtung in Bellingham geht es auf die kleinen Halbinseln vor der Küste. Die Fähre von 35 ruhigen Minuten bringt uns in das Städtchen Port Townsend auf der Olympic Peninsula. Ein Stadtbummel vorbei an alten Häusern, Galerien und alternativen Läden wird leider durch Sturm und Regen vorzeitig beendet. Es hat uns gut gefallen, das Örtchen ist unamerikanisch anders.
Heute ist Halloween, der 31. Oktober. Wir lassen die Horrorparty weg und fahren bei strahlend blauem Himmel in den Olympic Mountains National Park.
Fazit des Monats:
Adieu Kanada, es war eine schöne Zeit mit grandiosen Weiten, einsamen Straßen, vielen Tieren und sehr gastfreundlichen Menschen.
Reiseroute:
Hallo ihr Zwei Weltenbummler,
wir lesen Eure Berichte nun schon 1 1/2 Jahre. Fantastisch, was Ihr uns Monat für Monat liefert. Unser Grüne hat nun auch seine KInderderkrankheiten abgelegt. Leider müssen wir noch 3 Jahre warten, bis wir durchstarten. 2012 wollen wir im Nov. nach Chile um erste Luft zu schnupper.
Vielleicht trift man sich.
Viele liebe Grüße aus dem sonnigem Chiemgau
Christl & Werner
Hallo zusammen,
Ich freue mich immer auf den Monatswechsel – dann gibt es einen neuen Bericht und neue Bilder von Euch. Herzlichen Dank dafür!
Wir wünschen Euch weiterhin viel Spaß und Alles Gute.
Hallo Martina, hallo Lothar,
und wieder ein klasse Bericht der das „wir wollen auch weg“
fördert.
Freuen uns über jeden Bericht von euch.
Liebe Grüße
Bianca Chris Mike
Wieder ein Monat rum – und Euer Bericht ist immer ein Lichtblick. Der beste Satz ist diesmal der hier: „Sonst bei bester Gesundheit.“ 🙂
Weiter so! Wir wollen noch viel lesen und lernen!
Unbekannter Gruß,
J.
Hallo Martina und Lothar
Heute morgen beim checken der Mails hatten wir euren feed in der Mailbox.
Musste ich natürlich sofort lesen ! 😉
Wie immer klasse Bericht und Bilder.
Was ich auch ganz toll und informativ finde ist eurer Fazit zu dem halben Jahr West Kanada und Alaska.
So jetzt muß ich mal was arbeiten 😦
Wir wünschen euch weiterhin viiiieeeel Spaß und immer schön berichten 😉
Rainer